5. Dezember 2025

Klingt richtig. Ist falsch. 7 Gründe weshalb KI häufiger halluziniert als viele denken #565

Seit KI-Tools wie ChatGPT, Gemini oder Claude breit verfügbar sind, hat sich die Art, wie Inhalte erstellt werden, grundlegend verändert. Texte lassen sich schneller, günstiger und auf Knopfdruck generieren. Doch genau darin liegt eine Gefahr, die vor allem für Unternehmen, die mit ihrem Content Sichtbarkeit in Suchmaschinen oder in KI-Suchergebnissen aufbauen wollen, nicht unterschätzt werden darf.

Viele verlassen sich blind auf generierte Inhalte – mit der Annahme, dass KI-Systeme „Wissen“ aus Datenbanken, Fachartikeln oder dem Internet präzise wiedergeben. Doch KI versteht keine Inhalte. Sie erzeugt Texte auf Basis von Wahrscheinlichkeiten. Das führt dazu, dass KI in manchen Fällen scheinbar plausible, aber dennoch falsche, erfundene oder verzerrte Informationen ausgibt. Dieses Phänomen nennt man Halluzination.

45 Prozent der KI antworten fehlerhaft

Wer KI-Inhalte ungeprüft auf der eigenen Webseite veröffentlicht, handelt fahrlässig. Eine aktuelle Studie der Europäischen Rundfunkunion (EBU) zeigt, dass 45 Prozent der durch KI generierten Antworten fehlerhaft sind. Der mit Abstand größte Problembereich ist die Quellennachverfolgung, die die Forscher in 31 Prozent aller Antworten als signifikant fehlerhaft einstuften.

Neben den inhaltlichen Fehlern darf auch das Thema SEO (Search Engine Optimization) und GEO (Generative Engine Opti­mization) nicht vernachlässigt werden. Auch wenn die KI Google Sichtbarkeit nimmt, findet immer noch ein Großteil bei Google und anderen Suchmaschinen statt. Gleichzeitig sind gute Rankings die Basis für KI-Tools. Heiß konkret, neue Dinge zulassen, aber die altbewährten Taktiken nicht vernachlässigen und gezielt weiter an der Qualität der eigenen Inhalte arbeiten.

Warum KI so häufig halluziniert – Die 7 Hauptursachen

Ich habe euch mal die 7 Kernursachen für das Halluzinieren zusammengefasst. Am besten schaut euch mein Video dazu an, da ich hier noch ausführlicher auf die Punkte und meine Erfahrungen eingehe:

Kein echtes Faktenverständnis

Große Sprachmodelle (LLMs) erkennen Muster in Texten, aber sie verstehen die Welt nicht wie Menschen. Sie haben keine eingebauten Wahrheitsmodelle, keine semantische Grounding-Schicht mit direkter Anbindung an die Realität. Wenn ein Modell schreibt „Köln liegt an der Elbe“, dann ist das kein „Lügen“, sondern das Resultat einer wahrscheinlichkeitsgetriebenen Wortvorhersage, die ein plausibles – aber falsches – Muster reproduziert. Ohne ein externes Wahrheits- oder Wissens-„Anker“ (z. B. verifizierte Wissensgraphen, Tools, Sensoren oder Datenbanken) bleibt das Output textuell überzeugend, aber ontologisch unsicher. Für die Praxis heißt das: Plausibilität ≠ Richtigkeit – und deshalb müssen KI-Texte systematisch gegengelesen werden.

Fehlendes Wahrheits-Feedback im Training

Modelle werden darauf trainiert, plausible Wörter vorherzusagen – nicht, korrekte Informationen zu liefern.

Wissenslücken & veraltete Daten

Trainingskorpora sind endlich und zeitlich begrenzt. Dadurch entstehen Lücken bei Nischenthemen, neuen Studien, lokalen Besonderheiten oder sehr aktuellen Ereignissen. Wenn ein Prompt solche „blinden Flecken“ adressiert, fällt das Modell auf Konfabulation zurück: Es „füllt“ die Lücke mit statistisch plausiblen, aber erfundenen Details (z. B. falsche Zahlen, veraltete Amtsinhaber, inexistente Quellen).

Unzureichende Prompteingaben der Nutzer

Vage, mehrdeutige oder irreführende Prompts verstärken Halluzinationen. Fragt ein Nutzer unpräzise („Was sagt XY zu Z?“) oder liefert falsche Prämissen, tendieren Modelle dazu, die scheinbare Intention zu erfüllen – inklusive Ausdenken passender „Fakten“. Auch Mehrschrittfragen ohne Kontextabruf sind riskant.

Risikofreudige Antwortstrategien

Viele Assistenten sind so abgestimmt, dass sie selten „Ich weiß es nicht“ sagen. Das wirkt nutzerfreundlich, erhöht aber den Rate-Anteil. Die EBU-Studie berichtet zudem eine extrem niedrige Verweigerungsrate (~0,5 %) – ein Indikator dafür, dass Systeme lieber antworten als aussetzen, auch wenn die Grundlage brüchig ist. Für Publisher bedeutet das: Selbstbewusst formulierte, aber fehlerhafte Antworten können Vertrauen untergraben – teils sogar auf die Originalquelle zurückfallen, wenn die KI falsch zitiert.

Zufallsfaktor beim Textgenerieren

Die Ausgabe basiert auf Wahrscheinlichkeiten – je nach Einstellung kann das zu Unsinn oder Halluzination führen.

Kontextverlust

LLMs haben begrenzte Kontextfenster und Arbeitsgedächtnisse. In längeren Dialogen kann der rote Faden reißen: frühere Aussagen werden „vergessen“, Entitäten verwechselt, Zitate unvollständig reproduziert. Das begünstigt Widersprüche und falsche Attributionen. Technische Gegenmittel sind Memory-Strategien, strukturierte Notizen, Zwischenzusammenfassungen, Chain-of-Verification sowie automatisierte Quellenprüfer

So verhinderst du Halluzinationen bei der KI– kurz & praxisnah

  1. Immer Quellen verlangen
    Schreibe in jeden Prompt: „Nenne geprüfte Quellen / Links / Studien dazu.“
  2. KI nie alleine schreiben lassen
    Erst Gliederung & Kernpunkte von dir oder aus verlässlichen Quellen – dann KI erweitern lassen.
  3. Fakten cross-checken
    Wichtige Aussagen immer mit Google Scholar, Fachartikeln oder offiziellen Quellen prüfen.
  4. Prompts präzisieren
    Je genauer der Kontext, desto weniger muss die KI „raten“.
  5. Chain-of-Verification nutzen
    Lass die KI ihre eigene Antwort prüfen: „Prüfe deine Antwort auf Fehler, Inkonsistenzen und falsche Fakten.“

Fazit

Seit Tools wie ChatGPT, Gemini oder Claude alltäglich geworden sind, lassen sich Inhalte schneller und günstiger erzeugen. Doch genau das birgt Risiken: KI versteht keine Inhalte, sondern berechnet Wahrscheinlichkeiten. Dadurch entstehen Fehler, Verzerrungen oder erfundene Informationen – sogenannte Halluzinationen. Wer solche Inhalte ungeprüft veröffentlicht, riskiert Reputationsschäden, schlechtere Rankings und den Verlust der eigenen inhaltlichen Differenzierung.

Für Unternehmen bedeutet das: KI sinnvoll nutzen – ja. Aber eigene Expertise, Qualität und klare Quellen bleiben entscheidend, um sowohl in Suchmaschinen als auch in KI-Suchen sichtbar und vertrauenswürdig zu bleiben.

FAQ zum Thema KI & Halluzination

Kann man Halluzinationen vollständig verhindern?
Nein, aber deutlich reduzieren durch klare Prompts, Quellenprüfung und Wissensdatenbanken.

Welche Inhalte sind besonders gefährdet?
Nischenthemen, sehr aktuelle Nachrichten, Zahlen, rechtliche & medizinische Aussagen.

Woran erkenne ich eine halluzinierte Aussage?
Wenn Aussagen sehr spezifisch wirken, aber keine klaren Quellen oder nachvollziehbaren Belege vorhanden sind.

Wie formuliere ich Prompts, um Halluzinationen zu reduzieren?
Stelle konkrete, präzise Fragen und gib klare Rahmenbedingungen (z. B. Zeitraum, Quellenart, Zielgruppe, Format).
Beispiel: „Ich bin Experte für XY, erkläre X in 3 Absätzen für Führungskräfte und nenne 2 überprüfbare Studien.“

Wie erkenne ich, ob eine Quelle vertrauenswürdig ist?
Achte auf:

  • Autor (Expertise / Institution)
  • Veröffentlichungsort (Fachjournal? Behörde?)
  • Datum (nicht älter als nötig)
  • Zitationskette (führt es zu realen, überprüfbaren Quellen?)

Ist es gefährlich, wenn KI selbstbewusst falsche Fakten präsentiert?
Ja. Selbstbewusste, aber falsche Aussagen wirken glaubwürdig und können Vertrauen, Reputation und SEO-Positionen schädigen. Genau deshalb ist Qualitätssicherung Pflicht.

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Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Thomas ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um das digitale Business. Seit einigen Jahren dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen in diesem Bereich aufgebaut. Du suchst Unterstützung für dein digitales Business und möchtest einen kostenlosen Beratungstermin mit Thomas vereinbaren? Dann suche dir einen Termin direkt online aus.

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