27. Dezember 2025

10 Gründe, warum der KI-Hype viel zu groß ist

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ (KI) dominiert derzeit die Diskussionen im digitalen Marketing und der Unternehmensführung. Glaubt man den Stimmen auf Plattformen wie LinkedIn, scheint es fast fahrlässig, sich noch mit etwas anderem als KI-Sichtbarkeit zu beschäftigen. Die Angst, dass ganze Geschäftsmodelle wegbrechen, ist allgegenwärtig.

Vom Prinzip ist das auch richtig, nur muss man das Thema für sich richtig einordnen und nicht ausschließlich sich dieser Entwicklung widmen. Der gezielte Sichtbarkeitsaufbau wird sich verändern. Die Anforderungen werden steigen und wer bei Google und in den KI-Tools sichtbar sein will, muss granularer denken und handeln.

Ich habe 10 Gründe zusammengefasst, die aufzeigen, weshalb der KI-Hype zu groß ist, wenngleich das Thema allgemein nicht wegdiskutiert werden darf.

10 Aspekte für einen realistischen Umgang mit KI-Sichtbarkeit

1. KI benötigt weiterhin menschliche Substanz

Ein häufiges Missverständnis ist die Annahme, man könne die Content-Erstellung komplett an Tools wie ChatGPT auslagern. Doch KI braucht Substanz. Rein KI-generierte Texte sind oft nur eine „Kopie der Kopie“. Wenn tausende Unternehmen zum gleichen Thema identische Prompts nutzen, entsteht ein Einheitsbrei, der weder Nutzer noch Suchmaschinen überzeugt. Hochwertige, einzigartige Inhalte bleiben das Fundament. Wer nur auf Masse durch KI setzt, handelt nicht nachhaltig. Der eigene Qualitätsanspruch darf nicht zugunsten von Quantität geopfert werden, denn langfristig setzt sich Qualität durch. Es gibt unterschiedliche Ansätze, wie man von der Contentseite Differenzierung erlangen kann. Darauf gilt es sich zu fokussieren.

2. Abhängigkeit von klassischen SEO-Signalen

Auch moderne KI-Systeme operieren nicht im luftleeren Raum. Sie sind stark von klassischen Signalen abhängig. Neben den Trainingsdaten, die zu einem Großteil aus dem bestehenden Internet stammen, spielen Faktoren wie E-E-A-T (Erfahrung, Expertise, Autorität, Vertrauenswürdigkeit), Backlinks und Markenerwähnungen (Mentions) nach wie vor eine entscheidende Rolle. Denn die Suchmaschine bzw. Suchmaschinenoptimierung (SEO) bleibt die Basis. Wenn KI-Systeme aktuelle Informationen benötigen, greifen sie oft auf die Indizes klassischer Suchmaschinen wie Google oder Bing zurück. Wer dort nicht gefunden wird, findet auch in den KI-Antworten oft nicht statt.

3. Instabilität der aktuellen KI-Systeme

Wir befinden uns in einer extrem dynamischen Phase. Die KI-Systeme sind noch sehr instabil und ändern sich regelmäßig. Was heute als „Hack“ funktioniert, um in den AI Overviews zu erscheinen – etwa eine spezielle Art der Content-Aktualität (Freshness) – kann morgen schon wirkungslos sein. Es gibt viele unbekannte Variablen, und es ist riskant, seine Strategie auf ein System zu stützen, das sich noch in der Findungsphase befindet. Man sollte sich nicht von momentanen Momentaufnahmen blenden lassen, da die Beständigkeit der aktuellen Ranking-Faktoren in der KI-Welt noch nicht garantiert ist. Ein nachhaltiges Agieren ist zu empfehlen. Wer in der Vergangenheit bereits einen hohen Anspruch an seine Inhalte hatte und die Hausaufgaben auf der Webseite umgesetzt hat, wird profitieren.

4. Diversifizierung statt Einseitigkeit

KI ist im besten Fall eine zusätzliche Schicht der Sichtbarkeit, aber nicht die einzige Traffic-Quelle. Es wäre fahrlässig, das gesamte Geschäftsmodell nur auf KI auszurichten. Genauso wenig sollte man sich nur auf SEO oder Social Media verlassen. Die gesündeste Strategie ist es, die Last auf mehrere Schultern zu verteilen. Ein breiter Marketing-Mix schützt vor Volatilität. Wer seine Ressourcen jetzt ausschließlich auf KI umschichtet, macht sich angreifbar, sollten diese Kanäle nicht wie erhofft liefern oder sich die Spielregeln ändern.

5. Produktqualität schlägt Hype

Ein oft vernachlässigter Punkt in der Technologiedebatte ist das Produkt selbst. Man kann noch so gut im Aufbau von Traffic und Sichtbarkeit sein – wenn das Produkt oder die Dienstleistung minderwertig ist, wird auch die beste KI-Strategie keinen dauerhaften Erfolg bringen. KI kann kurzfristig als Hebel wirken, aber der Markt reguliert sich schnell über die Qualität des Angebots. Die Basis eines erfolgreichen Unternehmens bleibt ein exzellentes Produkt, nicht nur dessen Vermarktung.

6. Geringe Relevanz von KI-Traffic in der Praxis

Trotz der Panikmache ist der tatsächliche Traffic, den KI-Systeme auf Webseiten lenken, für viele Branchen noch verschwindend gering. Während LinkedIn-Posts oft von einer Traffic-Flut durch KI schwärmen, zeigen reale Daten häufig ein anderes Bild. Selbst auf gut besuchten Testseiten mit zehntausenden Besuchern liegt der Anteil des KI-Traffics oft noch unter einem Prozent. Im Vergleich zum organischen Traffic über Google ist das (noch) vernachlässigbar. Es lohnt sich also nicht, 80 % der Ressourcen in einen Kanal zu stecken, der aktuell nur einen Bruchteil des Ergebnisses liefert.

7. Unterschätzung der Fehleranfälligkeit (Halluzinationen)

Unternehmen neigen dazu, die Intelligenz von KI-Systemen zu überschätzen. KI ist im Kern ein Sprachmodell, das Wortwahrscheinlichkeiten berechnet, kein Wissensmodell. Studien zeigen, dass eine signifikante Anzahl von KI-Antworten (teilweise bis zu 45 % bei aktuellen Themen) fehlerhaft ist oder „halluziniert“. Wer sich als Unternehmen mit hohem Qualitätsanspruch positioniert, geht ein Risiko ein, wenn er sich blind auf diese Systeme verlässt. Die generierten Inhalte klingen oft plausibel und gut formuliert, sind aber inhaltlich nicht immer korrekt.

8. Mangelnde Steuerbarkeit

Im Gegensatz zu klassischen Marketingkanälen ist KI kaum steuerbar. Es gleicht oft einem Zufallsprinzip, welche Quellen zitiert werden. Es gibt zwar Tendenzen, aber keine verlässlichen Regeln, wie man garantiert als Quelle in einem Chatbot landet. Die Auswahl der URLs wirkt oft randomisiert. Das macht eine gezielte Optimierung schwierig. Unternehmen müssen ihre Content-Strategie neu denken und anpassen, um „zitierfähig“ zu werden, sollten aber akzeptieren, dass die direkte Kontrolle über die Ausspielung deutlich geringer ist als bei der klassischen Suche.

9. Die Gefahr der „First Mover“-Falle

Es gibt einen starken Drang, der Erste zu sein („First Mover“). Doch wer sich jetzt zu 90 % oder 100 % in Richtung KI orientiert, läuft Gefahr, bestehende Wettbewerbsvorteile zu verlieren. Die klassischen Kanäle wie SEO liefern nicht nur den aktuellen Umsatz, sie sind oft auch die Datenbasis, aus der sich die KI bedient. Wer diese Basis vernachlässigt, sägt paradoxerweise an dem Ast, auf dem auch der zukünftige KI-Erfolg sitzen würde. Es gilt, die Balance zu wahren und nicht das bewährte Kerngeschäft für eine unsichere Wette zu opfern.

10. KI als Prozessbeschleuniger nutzen

Der letzte und vielleicht wichtigste Rat ist, den Blickwinkel zu erweitern. KI sollte nicht nur als Werkzeug für mehr Sichtbarkeit gesehen werden. Das eigentliche Potenzial liegt oft in der Prozessoptimierung. KI-Automation und KI-Agenten können interne Abläufe effizienter gestalten und Routineaufgaben übernehmen. Dies schafft Ressourcen, die dann wieder strategisch genutzt werden können. Statt nur auf den Output nach außen zu schauen, sollten Unternehmen prüfen, wie sie KI nutzen können, um ihre Produktion und internen Strukturen zu verbessern.

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Am besten schaut euch das Video an. Erfahrt im Detail, wie ich das Thema sehe und euch empfehle.

Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Thomas ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um das digitale Business. Seit einigen Jahren dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen in diesem Bereich aufgebaut. Du suchst Unterstützung für dein digitales Business und möchtest einen kostenlosen Beratungstermin mit Thomas vereinbaren? Dann suche dir einen Termin direkt online aus.

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