Zwischen Homeoffice, KI-Hype und der ständigen Erreichbarkeit fällt es immer schwerer, echten Fokus zu bewahren. Genau hier setzt Konstantin Singer an – digitaler Produktentwickler, Mercedes-Mitarbeiter und Gründer von Zenbox, einem „Digital Detox Device“, das physisch dabei hilft, ablenkende Apps zu blockieren.
Konstantin erzählt, wie seine eigene Überforderung während der Pandemie zur Idee führte, bewusste Offline-Zeiten in einer hypervernetzten Welt zu schaffen – nicht als Technikverweigerer, sondern als digitaler Realist.
Das Thema reicht weit über den individuellen Bildschirmrand hinaus: Wie können Unternehmen digitale Fokusräume schaffen, ohne die Produktivität zu bremsen? Wie lässt sich messen, ob digitale Entlastung tatsächlich Effizienz steigert? Und welche Verantwortung tragen Führungskräfte und das Unternehmen insgesamt, wenn Dauerkommunikation zur Belastung wird?
Vom digitalen Overload zur Idee der „Zenbox“
Die Idee zu seinem Produkt entstand während der Corona-Zeit. Als plötzlich alle im Homeoffice arbeiteten, stieg seine Bildschirmzeit rasant. Mehr Meetings, weniger reale Begegnungen – und am Ende des Tages der Kopf voller Reize. Besonders Social Media empfand er als zunehmend toxisch. Singer zog für sich den Stecker, löschte seine Accounts und verbrachte viel Zeit in der Natur. Doch als digital geprägter Mensch wusste er: völliger Rückzug ist keine Lösung.
Als er später bemerkte, wie bewusst er den Einfluss der Algorithmen wahrnahm, entstand die Idee, eine physische Grenze zu schaffen – eine „Zenbox“, mit der man ablenkende Apps blockieren kann. Eine Mischung aus App und physischem Device, das über NFC-Technologie funktioniert. Nur wer das kleine magnetische Gerät – quasi den „Schlüssel“ – besitzt, kann gesperrte Apps wieder aktivieren.
Mehr Achtsamkeit durch physische Grenzen
Das Besondere an der Zenbox ist die Kombination aus Software und Hardware. Während klassische App-Blocker leicht umgangen werden können, zwingt die physische Komponente zur bewussten Handlung: Wer sein Handy am Kühlschrank blockiert, wird sich zweimal überlegen, ob er nachts noch einmal aufsteht, um Instagram zu entsperren. Diese physische Barriere erzeugt, so Singer, einen psychologischen Effekt – man hinterfragt, warum man überhaupt zur App greifen will.
Vom persönlichen Detox zum kollektiven Problem
Im Gespräch wird deutlich, dass digitales Überangebot nicht nur einzelne Personen betrifft, sondern ganze Unternehmen. Der ständige Kommunikationsdruck in Tools wie Slack, Teams oder E-Mail führt oft zu Stress und Produktivitätsverlust. Singer unterscheidet zwischen internen Fokuskillern – wie eigenen Gedanken oder ständiger Ablenkung – und externen Fokuskillern, etwa Benachrichtigungen oder Meetings. Seine Lösung: Gedanken aussprechen oder notieren, Kommunikationszeiten klar definieren und bewusste Deep-Work-Phasen schaffen.
Fokus beginnt bei den eigenen Werten
Konstantin betont, dass echter Fokus erst möglich wird, wenn man seine eigenen Werte und Prioritäten kennt. Für ihn steht Familie an erster Stelle. Wenn Gedanken an Mails oder Projekte die Zeit mit seiner Tochter stören, ist das für ihn ein Warnsignal. Er arbeitet deshalb mit einer wöchentlichen Fokussliste: drei bis vier Hauptthemen, die wirklich zählen. Alles andere ist zweitrangig.
Unternehmen zwischen Effizienz und Erreichbarkeit
Immer mal wieder, aber wohl noch viel zu selten, hört man von Firmen, digitale Fokuszeiten zu etablieren – etwa durch „Focus Fridays“ oder E-Mail-freie Zeiten. Doch laut Singer scheitert es häufig an der fehlenden Vorbildfunktion der Führungsebene. Manager, die in Fokuszeiten Meetings ansetzen, senden falsche Signale. Wirkliche Veränderung entstehe nur, wenn Führungskräfte das Thema selbst leben. Messbar ist der ROI von digitalem Detoxing laut Singer schwer, doch die Richtung ist klar: Wertschöpfung entsteht nicht durch Dauererreichbarkeit, sondern durch konzentrierte, bewusste Arbeit.
Wenn Unternehmen den Fokus fördern
Interessanterweise kommen inzwischen Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Branchen auf Singer zu – von Filmproduktionen bis zum Bauunternehmen. Beide kämpfen mit demselben Problem: Mitarbeitende, die ständig aufs Handy schauen. Manche fragen sogar, ob man die Zenbox zentral für Teams sperren könne. Doch Singer lehnt Zwang ab: Vertrauen sei der Schlüssel, um Fokus zu ermöglichen. Einige Unternehmen integrieren die Zenbox bereits in ihre Onboarding-Pakete – als symbolisches Zeichen für digitale Achtsamkeit. Neue Mitarbeitende erhalten das Device zusammen mit dem Diensthandy, um zu signalisieren: Abends darfst du abschalten.
Bewusstsein schaffen – der erste Schritt
Am Ende rät Konstantin im Podcast, dass Unternehmen nicht mit Regeln starten sollten, sondern mit Bewusstsein. Workshops, in denen Mitarbeiter lernen, ihre Notifications und Kommunikationsgewohnheiten zu reflektieren, seien der beste Startpunkt. Klare Kommunikation – etwa durch das Kennzeichnen von Deep-Work-Phasen – schaffe Akzeptanz und gegenseitiges Verständnis.
Fazit: Fokus ist kein Luxus – sondern eine Notwendigkeit
Das Gespräch zeigt eindrucksvoll: Digital Detox ist kein Rückschritt, sondern eine Voraussetzung für nachhaltige Produktivität und mentale Gesundheit. Wer verstehen will, wie physische Barrieren digitale Klarheit schaffen und warum Achtsamkeit zum Wettbewerbsvorteil werden kann, sollte sich den Podcast komplett anhören.
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