Im Podcast spreche ich mit Dr. Volker Oshege, Vorstand des IT-Beratungsunternehmens viadee. Das Unternehmen hat mehr als 200 Mitarbeitende und vor gut 10 Jahren ging es den Firmengründern rund um Frank Weymerich um die Nachfolgeregelung des Unternehmens. Herausgekommen ist ein ganz besonderes Konstrukt, was Mitarbeitende berücksichtigt und in eine Art rollierendes System überführt werden soll.
Arten der Nachfolgeregelung
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Formen der Nachfolgeregelung und schlussendlich abhängig von den jeweiligen Präferenzen und Situationen rund um die Familie und Unternehmen.
Family-Buy-out
Der Begriff „Family Buy-Out“ (FBO) bezeichnet eine spezifische Form der Unternehmensnachfolge, bei der ein oder mehrere Familienmitglieder die Unternehmensanteile von dem aktuellen Eigentümer oder den Eigentümern innerhalb derselben Familie erwerben. Dieser Prozess ist typisch für Familienunternehmen, bei denen die Weitergabe des Unternehmens innerhalb der Familie als strategisches Ziel für die Unternehmenskontinuität und -tradition angesehen wird.
Management-Buy-out
Ein Management Buy-Out (MBO) ist eine Form der Unternehmensübernahme, bei der das bestehende Management-Team eines Unternehmens einen wesentlichen Teil oder alle Anteile des Unternehmens von den aktuellen Eigentümern erwirbt. Diese Art der Übernahme ermöglicht es dem Management, die Kontrolle über das Unternehmen zu erlangen und es unabhängig von den bisherigen Eigentümern zu führen.
Übertrag in eine Stiftung
Das Stiftungsmodell in der Nachfolgeregelung ist schlussendlich einen Prozess, bei dem ein Unternehmen ganz oder teilweise in eine Stiftung eingebracht wird, um die langfristige Fortführung und Unabhängigkeit des Unternehmens zu sichern. Diese Form der Nachfolgeregelung wird oft gewählt, wenn es keine geeigneten Nachfolger innerhalb der Familie gibt oder wenn der Unternehmensgründer besondere Ziele, wie die Bewahrung der Unternehmenskultur, soziale Verantwortung oder philanthropische Zwecke, verfolgen möchte.
Firma ohne Nachfolger – Verantwortungseigentum (GmbH-VE)
Das Konzept des Verantwortungseigentums (GmbH-VE) bei der Nachfolgeregelung bezieht sich auf eine spezielle Form der Unternehmensführung und -eigentumsstruktur, die insbesondere für Firmen ohne direkte Nachfolger relevant ist. Hierbei wird das Unternehmen in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) umgewandelt, deren Eigentumsrechte so gestaltet sind, dass sie primär dem Unternehmenszweck und der langfristigen Entwicklung des Unternehmens dienen, anstatt den finanziellen Interessen externer Aktionäre oder Eigentümer.
Nachfolgeregelung bei viadee – das eigene Team berücksichtigen
Frank Weymerich und die anderen Gesellschafter hätte das Unternehmen sicherlich auch an einen Wettbewerber verkaufen können. Haben sie aber nicht. Das Unternehmen hat ein spezielles Werteverständnis und zeigt, wie wichtig die Mitarbeitenden sind. Ohne sie geht es nicht und ohne ein bestimmtes Wertekonstrukt geht es ebenfalls nicht. Die Nachfolgeregelung bei viadee ist ein Prozess, der bereits seit vielen Jahren im Gange ist. Die Mitarbeiter:innen sollen die Firma erhalten und dabei soll keiner mehr ein dominierender Gesellschafter werden. Auch nicht der Vorstand. Volker Oshege ist seit 2020 Mitglied des Vorstandes und er sieht dieses Konstrukt ähnlich wie eine Art von Demokratie. Es gibt unterschiedliche Organe und im Podcast spricht er von einer Art „Gewaltenteilung“. Den Vorstand als Executive und den Aufsichtsrat als Kontrollorgan, der den Vorstand überprüft, ob dieser im Sinne der Gesellschafter agiert.
Es gibt bereits rund 70 Mitarbeitende, die an der viadee in unterschiedlicher Form beteiligt sind. Meist in GbRs organisiert und keiner der Mitarbeitenden soll künftig mehr als zehn Prozent Anteile an der Gesellschaft halten. Ich finde diese Form der Nachfolgeregelung sehr spannend, da mit diesem Konstrukt sicherlich auch weitere positive Nebeneffekte entstehen. Was ich genau damit meine, hört euch den Podcast an. Ich frage Volker explizit danach.
Die Unternehmenszahlen von viadee – besonders beeindruckend ist die geringe Fluktuationsrate
In unterschiedlicher Art und Weise beteiligen sich Mitarbeiter jedes Jahr erneut bzw. haben sie die Möglichkeit, Anteile zu am Unternehmen viadee zu erwerben. Ganz besonders faszinierend finde ich die lange Unternehmenszugehörigkeit, die in der heutigen, schnelllebigen Zeit, alles andere als selbstverständlich ist. Schaut euch die Fakten einmal was genauer an:
- Nicht-börsennotierte Aktiengesellschaft
- Hauptsitz in Münster, Niederlassungen in Köln und Dortmund
- Umsatz: 32,4 Millionen Euro (+ 8,5 Prozent zum Vorjahr)
- Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 205 (157 Männer, 48 Frauen)
- Betriebszugehörigkeit: Im Durchschnitt liegt diese bei 7,8 Jahren. 103 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (die Hälfte der Belegschaft) sind vor weniger als fünf Jahren eingestiegen. 22 sind länger als 20 Jahre in der Firma
- Durchschnittsalter der Beschäftigten: 37 Jahre
Fragen aus dem Podcast an Dr. Volker Oshege
- Was macht viadee genau?
- Erzähl und doch ein wenig über euer Unternehmen. Wie viel Mitarbeiter:innen habt, ihr, wie viel Umsatz macht ihr und an wie vielen Standorten seid ihr aktiv?
- Wie versteht ihr die Mitarbeiterbeteiligung als Nachfolgestrategie?
- Wie läuft die Umsetzung genau ab und funktioniert dieses Konstrukt?
- Wie läuft der Vergabeprozess genau und wer darf überhaupt Anteile am Unternehmen erwerben?
- Auf wie viel Jahre ist die Nachfolgeregelung ausgelegt?
- Wie hat die Nachfolgeregelung das Werteverständnis, Arbeitsklima- und -kultur verändert?
- Besteht nicht die Gefahr, dass Mitarbeiter, die eine bestimmte Beteiligungshöhe halten, Ansprüche an euch haben könnten?
- Nutzt ihr die Möglichkeit der Mitarbeiterbeteiligung auch für das Recruitment?
- Was sind denn rückblickend die wichtigsten Learnings aus den letzten 10 Jahren, was die Nachfolgeregelung angeht?
- Wird das Konstrukt nicht mit zunehmender Entwicklung komplexer?
- Wird die Mitarbeiterbeteiligung weiter Einfluss auf die Betriebszugehörigkeit nehmen?
- 2024 soll kein Mitarbeiter mehr als 10 Prozent Anteile am Unternehmen haben. Stimmt das und wieso gibt es diese Regelung?
- Wie sieht es strategisch aus? Viele Unternehmen haben einen starken Gesellschafter, eine starke Person, die vorangeht. Gibt es, was die Ausrichtung des Unternehmens angeht, hier vielleicht Barrieren?
- Ist die Art, wie ihr die Nachfolgeregelung umsetzt, nicht eigentlich das Ergebnis eures Handelns und wie ihr Unternehmertum seht und lebt?
- Euer Konstrukt der Nachfolgeregelung ist ja eher untypisch, aber absolut nachvollziehbar. Wieso machen das so wenig Unternehmen bisher?
- Die jüngere Generstion – so das Klischee – sagt, dass man anders arbeiten möchte, vielleicht nicht mehr so den Fokus auf Karriere oder Arbeit hat. Teilst du dieses Klischee oder wie siehst du das?
- Und wie schwierig ist es für euch, Wandel im Unternehmen über alle Generation gleich gut zu orchestrieren?
- Hättet ihr euch gewünscht, dass die Bundesregierung die ESOPs so aufsetzt wie heute? Wäre es dann heute für euch vielleicht einfacher?
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