Für viele Unternehmer:innen, Gründer:innen und Selbstständigen ist das Wort „Urlaub“ oft ein schwieriges Wort. Viele fragen sich: Kann ich mir das leisten? – und meinen damit nicht den Flug oder das Hotel, sondern die Abwesenheit vom Tagesgeschäft.
Doch Studien und praktische Erfahrungen zeigen eindeutig: Urlaub ist kein Luxus, sondern ein betriebswirtschaftlicher Faktor. Die Fähigkeit, regelmäßig Abstand zu nehmen, wirkt sich direkt auf die Leistungsfähigkeit, die Innovationskraft und die Stabilität eines Unternehmens aus. Daher ist es auch wichtig, dass der Unternehmer:in Urlaub macht, sich erholt, Energie tankt, um sich dann den Situationen im Business-Alltag wieder stellen zu können.
Urlaub war als Unternehmer viele Jahre Tabu
Ich selbst habe viele Jahre das Wort Urlaub gar nicht so richtig gekannt und vielleicht eine Woche im Jahr Urlaub gemacht. Erst in den letzten Jahren konnte ich im Urlaub mehr und mehr abschalten und den Urlaub mit meiner Familie genießen. Zwar geht es nicht ganz ohne Arbeit, aber es hat sich mehr und mehr auf die kleinen Dinge beschränkt.
Mehr erfährt ihr in meinem Business Vlog, den ich vor kurzem im Urlaub aufgezeichnet habe.
Urlaub als strategischer Baustein der Unternehmensführung
Wenn Unternehmer:innen ständig im operativen Hamsterrad bleiben, verlieren sie leicht den Blick fürs Ganze. Urlaub ermöglicht Distanz – nicht nur geografisch, sondern auch mental. Diese Distanz ist entscheidend, um strategisch zu denken:
- Wo steht das Unternehmen gerade?
- Was läuft automatisch – und was hängt zu sehr an mir?
- Welche Prozesse sind reif für Delegation oder Automatisierung?
Oft entstehen die besten unternehmerischen Ideen nicht im Büro, sondern bei einem Spaziergang, einer Bergtour oder am Meer. Abstand ist der Nährboden für Klarheit. Ich habe im Urlaub in der Türkei genau das gespürt. Reflexion, wo stehen wir, wo stehe ich und wie sollte es weitergehen. Diese Zeit zum Nachdenken hat man oftmals im Alltag nicht.
Urlaub als Unternehmer machen bedeutet dem Team Vertrauen schenken
Ein Unternehmer, der guten Gewissens in den Urlaub gehen kann, signalisiert seinem Team: Ich vertraue euch.
Das stärkt Eigenverantwortung, verbessert Entscheidungsfähigkeit und sorgt dafür, dass Strukturen auch ohne permanente Kontrolle funktionieren. Ein Unternehmen, das nur dann rund läuft, wenn die Chefin oder der Chef anwesend ist, hat ein strukturelles Problem – kein Urlaubsproblem.
Urlaub als Produktivitätsmotor
Neurowissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass dauerhafte Arbeitsbelastung die kognitive Flexibilität reduziert. Man trifft häufiger konservative, risikoarme Entscheidungen und verliert kreative Problemlösungsfähigkeit. In der Realität wird das häufig vernachlässigt.
Nach echter Erholung steigt hingegen:
- Konzentrationsfähigkeit
- Motivation
- Entscheidungsqualität
- emotionale Ausgeglichenheit
Kurz: Wer erholt ist, trifft bessere Entscheidungen – und genau das ist die wichtigste Aufgabe von Unternehmer:innen.
Urlaub als Organisations-Test
Urlaub deckt auf, wie stabil und skalierbar ein Unternehmen wirklich ist.
Wenn während Ihrer Abwesenheit alles weiterläuft, ist das ein Zeichen für solide Strukturen und gute Mitarbeiterführung. Wenn alles stockt, ist das ein Hinweis auf Abhängigkeiten, die langfristig Wachstum bremsen.
Urlaub fungiert damit als „Stresstest für Selbstorganisation“:
- Welche Aufgaben können delegiert werden?
- Welche Entscheidungen müssen zentral bleiben?
- Wo fehlen klare Prozesse oder Verantwortlichkeiten?
Viele erfolgreiche Unternehmer:innen nutzen ihre Urlaubszeit, um genau das zu prüfen – und danach gezielt an der Selbstständigkeit ihres Unternehmens zu arbeiten.
Urlaub stärkt Unternehmenskultur und Mitarbeiterbindung
Führungskräfte, die ihren Urlaub ernst nehmen, leben vor, dass Erholung zum Arbeitsleben dazugehört.
Das sendet ein starkes Signal: „Gesundheit und Balance sind bei uns kein Widerspruch zu Leistung.“
Mitarbeiter:innen orientieren sich stark am Verhalten der Geschäftsleitung. Wer nie abschaltet, erzieht indirekt ein Team, das ebenfalls nicht abschaltet – was zu Überforderung und Fluktuation führen kann.
Psychologische Sicherheit
Wenn die Führung im Urlaub ist und erreichbar bleibt, aber nicht ständig eingreift, entsteht ein Klima von Vertrauen und Eigenverantwortung. Mitarbeitende spüren: Ich darf auch mal etwas entscheiden.
Das fördert Innovationskraft, Teamgeist und Identifikation mit dem Unternehmen.
Urlaub als Beitrag zur Unternehmensgesundheit
Ein Unternehmen ist ein lebendes System – und jedes System braucht Phasen der Regeneration.
Ständige Belastung ohne Pause führt irgendwann zu kumuliertem Stress, der sich nicht nur bei Menschen, sondern auch in Abläufen niederschlägt:
- gestörte Kommunikation
- steigende Fehlerquote
- sinkende Motivation
- wachsende Konflikte
Wenn die Unternehmensführung regelmäßig abschaltet, wirkt sich das wie ein Reset auf die Organisation aus. Prozesse laufen ruhiger, weil die Führung nicht ständig eingreift, Teams finden neue Routinen – und danach profitiert das gesamte System von frischer Energie.
Erreichbar, aber nicht verfügbar – die goldene Mitte
Viele Unternehmer:innen – so wie Sie – entscheiden sich bewusst dafür, im Urlaub erreichbar, aber nicht aktiv eingebunden zu sein.
Das ist eine sehr gesunde Balance.
- Erreichbarkeit bedeutet: Notfälle können Sie erreichen.
- Verfügbarkeit bedeutet: Sie reagieren ständig – und das sollte vermieden werden.
Diese Grenze zu definieren, schützt die eigene Erholung, signalisiert Verantwortungsbewusstsein und schafft Klarheit im Team.
Einfache Tipps helfen beim Abschalten im Urlaub
also, wie kannst du am besten im Urlaub abschalten. Hier ein paar Tipps:
- Klare Regeln zur Kontaktaufnahme während des Urlaubs mit dem eigenen Team definieren.
- Alle offenen Aufgaben vor dem Urlaub erledigen und mit freiem Kopf in den Urlaub fahren.
- Das Umfeld im Vorfeld über den Urlaub informieren und klar die Regeln kommunizieren.
- Das Arbeitsumfeld inklusive Schreibtisch vor dem Urlaub aufräumen und mit klarem Schnitt in den Urlaub fahren.
- Die Rückkehr nach dem Urlaub planen und sukzessive wieder einarbeiten
Fazit
Urlaub ist kein Risiko für Unternehmer:innen – er ist ein Erfolgsfaktor.
Er sorgt für Klarheit, stärkt Strukturen, regeneriert mentale Energie und wirkt als Testlauf für ein autonom funktionierendes Unternehmen.
Ein Unternehmen, das auch dann stabil läuft, wenn die Chefin oder der Chef eine Woche lang offline ist, steht auf einem soliden Fundament.
Ein Unternehmen, das das nicht kann, braucht keine 80-Stunden-Wochen – sondern bessere Prozesse.
Deshalb gilt:
Urlaub ist keine Schwäche – er ist ein Zeichen von Reife.
Wer abschalten kann, zeigt, dass das Unternehmen auch ohne ihn stark ist.

