Die Event- und Messebranche ist seit Corona komplett heruntergefahren. In den letzten sechs Monaten sind immer mehr virtuelle Events aus dem Boden gestampft worden, ohne dabei genau die Vorzüge und Gegebenheiten der virtuellen Welt ausreichend berücksichtigt zu haben. Nur mit Zoom und ein paar Speakern wird man auf Dauer kein Geschäftsmodell virtuell etablieren können. In unserem Podcast spreche ich mit drei Experten, die jeweils auf unterschiedliche Art und Weise im klassischen Messegeschäft aktiv waren und nun auch in der virtuellen Welt weiter Fuß fassen wollen.
Marco Janck ist Veranstalter verschiedener Kongressformate. Mit der ODC versucht er ein völlig neues virtuelles Konzept zu etablieren. Wie wir im Podcast erfahren, basiert die ODC auf einer virtuellen City. Ein durchaus spannender Ansatz, der sich in Kürze beweisen muss. Mein zweiter Gast ist Gerhard Schröder, der mit seiner Agentur im Bewegtbildbereich unterwegs ist und unterschiedliche Formate auf Messen begleitet. Hakan Cengiz ist Co-Gründer des Innovationsbarcamp Inexdi.
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Die Eventbranche muss sich komplett neu erfinden
Die Eventbranche muss sich zwingend disruptieren, denn in den kommenden 6-12 Monaten wird es aller voraussicht nach keine klassische Messe wie vor Corona geben.
Ich selbst bin als Unternehmer seit vielen Jahren immer wieder als Teilnehmer oder Aussteller bzw. Sponsor mit meinen Unternehmen aktiv auf Messen und Kongressen unterwegs gewesen. Mit PageRangers beispielsweise hatten wir im März zwei Messen im Plan, wo wir als Aussteller uns gezielt, einer für uns relevanten Zielgruppe, präsentieren wollten. Vergebens. Seither sind die meisten Veranstalter auf den virtuellen Zug aufgesprungen. Die virtuellen Events gleichen meist, den sehr häufig als Leadkanal eingesetzten kostenlosen Webinaren. Für Aussteller oder Sponsoren gibt es keine adäquate Präsentations- oder Kommunikationsmöglichkeit. Zumidest habe ich bisher keine wirklich spannenden Ansätze gesehen.
Klassisches Eventbusiness ist tot
Das Geschäftsmodell „Messe & Events“ muss sich seit Corona völlig neu erfinden. Viele Existenzen sind bedroht. Auf der anderen Seite bietet jede Krise auch eine Chance. Es gilt sich zu erneuern und sich schnell zu bewegen. Das gilt für Veranstalter, Aussteller, aber sicherlich auch für die Teilnehmer selbst. Im Podcast sprechen wir über die verschiedenen Perspektiven und Herausforderungen.
Wieso disruptiert sich die Eventbranche nicht?
Seit über sechs Monaten befindet sich die Messe- und Eventbranche praktisch im Lockdown. Kreative und neue Konzepte gibt es so gut wie keine. Wieso? Fehlt es an der Vision, an der Medienkompetenz und der damit verbundenen Anpassung an neue Gegebenheiten und Anforderungen? Ich hoffe zumindest nicht, dass es an der Annahme liegt, dass wir in Kürze wieder das ganz „normale“ Eventbusiness erleben werden.
Wieso müssen sich Teilnehmer bei virtuellen Events „neu“ erfinden?
Letztlich ist die Frage relativ einfach zu beantworten. Vor Corona reisten Teilnehmer aus den unterschiedlichsten Regionen zu einem Event an. Das Zwischenmenschliche war ein wichtiger Faktor. Wenn ein Vortrag nicht die thematische Tiefe hatte, ist man einfach in den nächsten Vortrag gegangen oder hat sich dem Networking zugewandt.
Bei virtuellen Events sieht das anders aus. Teilnehmer müssen lernen, sich zu fokussieren und sich die Zeit nehmen, die sich Teilnehmer auch vor Ort bei einem Event genommen hätten. Ich kenne das selbst. Wenn mir ein Vortrag bei einem virtuellen Event nicht 100% zusagt hat, arbeite ich parallel an weiteren Dingen. Auch kann es sein, dass Kollegen ins Büro kommen und Fragen haben. Die volle Aufmerksamkeit ist jedenfalls häufig nicht gegeben.
Mein Tipp:
Nehmt euch für die Zeit der virtuellen Events nichts anderes vor. Vielleicht zieht ihr euch bewusst ins Home Office oder einen anderen Raum zurück. Dann habt ihr mehr Ruhe und Kollegen können nicht stören. Versucht euch auf die Tiefe des Vortrags einzulassen, macht euch Notizen und bearbeitet das Thema, sofern es tatsächlich für euch relevant ist, nach dem Vortrag weiter aus. Im besten Fall erhaltet ihr unmittelbar nach einem Vortrag die Möglichkeit auf die Präsentation zuzugreifen und nicht erst Tage oder Wochen später. Sofern das Angebot dann noch als Video (ebenfalls zeitnah) zur Verfügung gestellt wird, habt ihr im Nachgang die Möglichkeit, euch den Vortrag erneut anzusehen und weitere Aspekte zu reflektieren. Letztlich ist es egal, wie ihr euch fokussiert, ob im Home Office, mit Kopfhörern oder wie auch immer.
Wieso müssen sich Aussteller & Sponsoren bei virtuellen Events „neu“ erfinden?
Ich bin als Unternehmer selbst häufig als Aussteller oder Sponsor bei klassischen Events dabei gewesen. Während Corona Ich habe sehr schnell gesehen, dass durch die fehlende Kreativität und das bloße Adaptieren der Webinare, einfach kein angemessenes Ersatzangebot für Aussteller bzw. Sponsoren geschaffen wurde. Die Präsentationsmöglichkeiten in einem Zoom Event mit Banner oder ähnlichem, ist einfach kein relevanter Ersatz.
Wenn Aussteller es schaffen, kreative und eigene neue Formate zu kreieren, liegt es an den Ausstellern, sich auf diesen Neuerungen einzulassen und mit neuen kreativen Ideen die eigene Zielgruppe anzusprechen und zu aktivieren.
Mein Tipp:
Aussteller und Sponsoren müssen sich zusammen mit den Veranstaltern Gedanken machen, wie man sich – nämlich virtuell – seiner Zielgruppe so präsentieren kann, dass man Geschäft vorbereiten und ins Gespräch kommen kann. Auf der einen Seite bin ich bei der Aussage von Marco Janck (siehe Podcast), dass sich auch Aussteller verändern müssen. Um das dann auch umsetzen zu können, muss für ein Aussteller die Basis geschaffen werden, die auch virtuell und technisch dann umgesetzt werden kann. Bei einem reinen Zoom-Meeting geht das jedenfalls nur sehr eingeschränkt.
Wieso müssen sich Veranstalter bei virtuellen Events „neu“ erfinden?
Sicherlich die größte Herausforderung. Denn der Veranstalter gibt den Rahmen für Teilnehmer und Aussteller vor, damit ein Event auch positiv in Erinnerung bleibt. Qualität bei den Vorträgen ist sicherlich auch virtuell eine wichtige Basis. Hinzu kommt aber der Entertainment-Faktor, der künftig mehr in den Vordergrund rücken dürfte. Veranstalter von virtuellen Events müssen eine Plattform bieten, wo die unterschiedlichen Bedürfnisse bedient werden. Vielleicht auch nicht nur für den Tag des Events, sondern permanent und in Kombination live und OnDemand.
Nur wenn die Veranstalter sich neu erfinden, den Mut haben, neue Wege zu gehen, dann kann rund um ein solches Event auch ein neues Geschäftsmodell entwickelt werden. Und damit das gelingen kann, müssen Teilnehmer die Veränderungen annehmen und Aussteller neue Konzepte schaffen.
Mein Wunsch:
Veranstalter habt den Mut auf Veränderungen. Dann sind Aussteller & Sponsoren auch sicherlich bereit, ebenfalls neue Wege zu gehen. Diese müssen uns aber auch realistisch aufgezeigt werden. Ich stelle mir häufig die Frage, wie unterscheidet sich eure Veranstaltung von kostenlose Webinare?
Sind Event-Plattformen die Zukunft?
Meine These ist, dass wir schon in wenigen Jahren ein paar wenige relevante Plattformen im Eventbereich sehen werden, die es verstanden haben, die unterschiedlichen Zielgruppen und somit Erwartungen auf der eigenen Plattform zu bündeln. Und das nicht nur für einen oder zwei Tage, sondern 365 Tage im Jahr. Eben genau so, wie es Amazon, Zalando oder aboutYou im Ecommerce vorgemacht haben. Wieso sollte das im virtuellen Eventbereich nicht auch funktionieren?
Habt ihr Fragen oder Anregungen?
Ihr habt Fragen zum Thema? Ihr seid gerade in einem Prozess und wollt darüber berichten oder euch austauschen? Ich freue mich über jedes Feedback. Nutzt unseren Hörerservice oder schaut in unserer Facebook Seite „Digitales Unternehmertum“ vorbei, kontaktiert mich per private Messages schreibt mir per Twitter oder Instagram.
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