29. März 2024

Zeiterfassung für Arbeitgeber bald Pflicht? Das sollte man wissen! #307

Verpflichtende Zeiterfassung

Heute geht es im Podcast um ein wichtiges Thema, womit Arbeitgeber sich unbedingt beschäftigen sollten. Es geht um die verpflichtende Zeiterfassung, die wohl schon bald kommen könnte. Ich möchte heute im Podcast einen Status zu dem Thema abgeben und insbesondere auch aufzeigen, wie wir mit dem Thema bei PageRangers umgehen.

Warum thematisiere ich überhaupt dieses Thema. Letztlich hat die große Kammer des Europäischen Gerichtshofes bereits im Jahr 2019 ein Urteil gefällt, wonach die EU-Staaten die Arbeitgeber verpflichten müssen, ein Zeiterfassungssystem zu gewährleisten.

Das Zeiterfassungssystem soll gewährleisten, das alle Arbeitszeiten der Mitarbeiter exakt erfasst werden. Was bedeutet in dem Fall exakt? Das EuGH Urteil sagt, dass drei Kriterien zwingend erfüllt sein müssen. Die Zeiterfassung muss verlässlich, objektiv und zugänglich sein.

Wie ist die Arbeitszeiterfassung in Deutschland derzeit geregelt?

Schauen wir uns zunächst die aktuelle Gesetzgebung an. Diese sieht vor, dass lediglich eine Erfassung von Überstunden sowie von Arbeitszeiten an Sonn- und Feiertagen zu erfassen ist. Eine generelle Pflicht gibt es aktuell nicht. Viele Unternehmen setzen auf Vertrauensarbeitszeit, was mit der verpflichtenden Zeiterfassung Geschichte sein dürfte.

Ist die Zeiterfassung in Deutschland jetzt verpflichtend?

Offiziell ist im Arbeitzeiterfassungsgesetzt noch nichts geändert. Es gibt allerdings ein Urteil des Arbeitsgerichts Emden vom 20. Februar 2020 (Rechtssache 2 Ca 94/19). Laut dem Urteil sind Unternehmen in Deutschland bereits heute verpflichtet ein Arbeitszeiterfassungssystem einzusetzen. Das Gericht begründete das Urteil letztlich damit, das ohne ein System, dass die Arbeitszeit erfasst, es unmöglich ist, dass Arbeitnehmer ihre Rechte durchsetzen können. Dabei gilt es die tägliche und wöchentliche Arbeitsstunden sorgfältig zu erfassen.

Mit dem EuGH Urteil wird die Vertrauensarbeitszeit gekippt

Ich denke eines ist klar. Mit dem EuGh Urteil wird es die Vertrauensarbeitszeit nicht mehr geben. Fakt ist auch, die Stempeluhr, die mein Vater oder Großeltern noch im Einsatz hatten, wird auch nicht zurückkehren. Es geht um eine digitale Erfassung, die sogar ortsunabhängig einsetzbar sein sollte. Dazu aber im Verlauf des Artikels mehr.

Ist eine systematische Arbeitszeiterfassung überhaupt mit unserem Datenschutz konform umsetzbar?

Auch wenn Arbeitszeiten als personenbezogene Daten zu sehen sind, greift die DSGVO. Eine Umsetzung ist aber grundsätzlich kein Problem, sofern es nicht zu einer Dauerüberwachung kommt. Und da beim Einsatz einer Zeiterfassungssoftware das nicht der Fall ist und mit entsprechender Rechtevergabe auch sonst alles datenschutzkonform umgesetzt werden kann, ist man hier auf der sicheren Seite

Wie sollte die Zeiterfassung also künftig aussehen?

Grundsätzlich sollte man die Zeiterfassung via Desktop und Smartphone anbieten, damit auch alle drei Kriterien (verlässlich, objektiv und zugänglich) gewährleistet sind. Beispielsweise können so auch Vertriebler oder Arbeitnehmer, die von unterwegs aus arbeiten, die Zeiterfassung nutzen.

Welche Vorteile hat die Arbeitszeiterfassung?

Für Arbeitgeber und Arbeitnehmer bringt die Zeiterfassung Vorteile. Im Falle eines Streitfalls kann man auf die lückenlose Zeiterfassung zurückgreifen. Minder- oder Mehrarbeit wird einfach erfasst. Generell ist es natürlich auch für Arbeitgeber eine Kontrollinstanz, wenngleich man hier seinen Mitarbeitern auch vertrauen sollte. Die Einführung eines solchen Systems bringt diese Tatsache aber mit.

Welche Nachteile hat die Arbeitszeiterfassung?

Ein Nachteil könnte sein, dass Arbeitnehmer länger im Büro bleiben oder Mitarbeiter, die im Home Office sind, länger arbeiten. Auch bleibt die Frage vielleicht unbeantwortet, ob beispielsweise Leistungsträger, die ab und an auch mal in den Abendstunden arbeiten ihre Zeit überhaupt erfassen. Auch könnten einige wenige Mitarbeiter vielleicht dazu verleitet werden, länger im Büro zu bleiben oder vom Home Office aus länger zu arbeiten, obwohl vielleicht gar nicht so viel zu tun ist.

Wie machen wir die Zeiterfassung bei PageRangers

Bei PageRangers haben wir für über einem Jahr ein flexibles Arbeitszeitmodell zugunsten unserer Mitarbeiter ausgearbeitet. Wie genau das aussieht, mit welcher Software wir die Zeiterfassung umsetzen und welche Erfahrungen wir seither gemacht haben, erfahrt ihr im Podcast. Also unbedingt reinhören.

Abschlussgedanken und Tipps zur verpflichtenden Zeiterfassung

  • Die Zeiterfassung wird kommen, frühzeitig daher mit Alternativen Tools auseinandersetzen
  • Gerade auch in Coronazeit ist es hilfreich, ein Tool zu nutzen, was im Home Office und am Arbeitsplatz gleichermaßen eingesetzt und schon erste Learnings erzielt werden können.
  • Die meisten Tools sind leicht zu implementieren. Worauf mach achten sollte, dass das Tools auch DSGVO konform sind
  • Kosten: Es gibt Open Source, aber auch eine Menge sehr kostengünstige Tool. Wir haben einige gestet. Bei Fragen oder Tipps, gerne melden.
  • In dem Zusammenhang ist die Verknüpfung von Krankheitstagen, Urlaub, etc. aus meiner Sicht sinnvoll

Fazit

Die verpflichtende Arbeitszeit ist offiziell bei uns in Deutschland noch nicht gegeben. Das Urteil des Amtsgericht Emden könnte aber wegweisend sein, denn es ist letztlich nur eine Frage der Zeit. Die Politik arbeitet an einer neuen Fassung des Arbeitszeitgesetzes. Daher macht es Sinn, sich mit dem Thema verpflichtende Arbeitszeiterfassung als Unternehmer zu beschäftigen, damit zu einem späteren Zeitpunkt kein unnötiger Druck aufkommt.

Links aus dem Podcast

Unser Tool absence.io – erfahrt mehr darüber in unserem Podcast: (Link)

Habt ihr Fragen oder Anregungen?

Ihr habt Fragen zum Thema? Ihr seid gerade in einem Prozess und wollt darüber berichten oder euch austauschen? Ich freue mich über jedes Feedback. Nutzt unseren Hörerservice oder schaut in unserer Facebook Seite „Digitales Unternehmertum“ vorbei, kontaktiert mich per private Messages schreibt mir per Twitter oder Instagram.

Podcast anhören

Unser Podcast kann direkt hier im Artikel angehört werden. Zudem sind wir bei iTunes für alle iOS und Apple-Devices kostenlos verfügbar. Android-Nutzer finden uns bei stitcher.com (Stitcher App downloaden). Auch könnt ihr unseren Podcast bei YouTube oder bei Spotify anhören.

Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Er ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um die digitale Welt. Seit einiger Zeit dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen (contentpipe.io) in diesem Bereich.

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