10. November 2024

Digitalisierung im Mittelstand – im Gespräch mit Marc Tenbieg vom Deutschen Mittelstands Bund #440

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren eine rasante Entwicklung durchlaufen und ist heute ein zentrales Thema in Wirtschaft und Gesellschaft. Insbesondere der Mittelstand steht vor enormen Herausforderungen, um in der digitalen Welt bestehen und wachsen zu können.

Im Podcast spreche ich mit Marc S. Tenbieg, geschäftsführender Vorstand des Deutschen Mittelstands Bund (DMB). Der Deutsche Mittelstands-Bund e. V. ist ein parteipolitisch unabhängiger Unternehmerverband und Interessensvertretung für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland. Mittlerweile umfasst der Verband rund 25.000 Mitglieder.

Wir sprechen im Podcast über die Probleme und Herausforderungen der Digitalisierung im Unternehmertum. Woran liegt es, dass viele klein- und mittelständische Unternehmen so sehr hinterherlaufen, was die Digitalisierung angeht.

Fehlende Infrastruktur bei der digitalen Versorgung

Ein Grund, weshalb wir in Deutschland bei der Digitalisierung so sehr hinterher sind, ist sicherlich die fehlende Infrastruktur. Insbesondere in ländlicheren Regionen ist das Internet oftmals nicht schnell genug. Denn immer mehr Unternehmen sind im Zuge der Digitalisierung auf schnelles Internet angewiesen. Der fehlende Fokus beim Ausbau ist also sicherlich ein Aspekt.

Fehlender Mut und Vision im Mittelstand

Aus meiner Sicht ist der mangelnde Weitblick und der Blick über den unternehmerischen Tellerrand hinaus von vielen Unternehmer:innen aber essenzieller. Denn viele mittelständische Unternehmen sehen zwar die Notwendigkeit zur Digitalisierung, setzen diese aber meist nur sehr inkonsequent um. Corona war ein Katalysator in vielerlei Hinsicht. Unternehmen mussten praktisch von heute auf morgen, digital denken und ihr Unternehmen dezentral im Home Office führen. Das hat extreme Anstrengungen benötigt und sicherlich lief nicht direkt alles glatt. Dennoch hat die Zeit gezeigt – digitales Denken und Arbeiten ist möglich, wenngleich auch für viele Unternehmen auch nicht ausschließlich. Mittlerweile ist der Corona Lockdown bereits gut drei Jahre her und es zeichnet sich ab, dass einige Unternehmen nicht viel gelernt haben und eine Art „turn around“ zu altbewährtem aus der Vergangenheit wieder vollziehen.

Was sicherlich richtig ist und was Marc S. Tenbieg richtig sieht, man darf das Digitalisierungsniveu und den -fortschritt nicht über alle Branchen gleich sehen. Einige Branchen sind weiter als andere. Dennoch denke ich muss klar sein, dass noch ein extrem langer und zum Teil steiniger Weg für viele mittelständische Unternehmen bevorsteht.

Welche Hindernisse und Herausforderungen stehen der Digitalisierung im Mittelstand im Weg?

Es gibt verschiedene Hindernisse und Herausforderungen, die der Digitalisierung im Mittelstand im Weg stehen können. Einige mögliche sind beispielsweise:

  • Mangelndes Verständnis und fehlendes Wissen über die Möglichkeiten und Potenziale der Digitalisierung
  • Begrenzte finanzielle Ressourcen, die für Investitionen in die Digitalisierung benötigt werden
  • Mangelnde technische Infrastruktur oder veraltete Systeme, die nicht kompatibel mit modernen Technologien sind
  • Schwierigkeiten bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten aufgrund fehlender Fachkräfte oder Know-How im eigenen Unternehmen
  • Bedenken hinsichtlich Datenschutz und IT-Sicherheit, die die Einführung neuer digitaler Technologien verlangsamen können
  • Schwierigkeiten bei der Anpassung von Geschäftsmodellen
  • Die Notwendigkeit, vorhandene Prozesse und Strukturen zu überdenken und anzupassen, um die Vorteile der Digitalisierung nutzen zu können.

Klar kostet der Digitale Wandel Geld. Dennoch können auch bezahlbare Wege und kleinere konsequente Schritte zu mehr Fortschritt führen. Als Unternehmer:in muss man es aber wollen und das Mindset und wie man es auch ins eigene Team bringt, spielen eine extrem wichtige Rolle.

Wie kann der Mittelstand von der Digitalisierung profitieren?

Die Digitalisierung bietet dem Mittelstand zahlreiche Möglichkeiten, um wettbewerbsfähiger zu werden und das Geschäftswachstum zu fördern. Einige Aspekte sind zwingend notwendig, um den Verbleib des Unternehmens nachhaltig sicherstellen zu können:

  • Effizienzsteigerung: Durch die Automatisierung von Prozessen und die Nutzung digitaler Technologien können Arbeitsabläufe rationalisiert und somit die Effizienz des Unternehmens gesteigert werden.
  • Kundenbindung und -gewinnung: Die Digitalisierung bietet Mittelständlern neue Kanäle, um Kunden zu erreichen und zu binden. Durch die Nutzung von Social Media, Auffindbarkeit bei Google oder beispielsweise E-Commerce-Plattformen können Unternehmen die Sichtbarkeit erhöhen und Kundeninteraktionen verbessern.
  • Produktivitätssteigerung: Die Digitalisierung ermöglicht, Mitarbeiter besser zu vernetzen und die Zusammenarbeit zu forcieren, was zu einer Steigerung der Produktivität führt.
  • Kostenreduktion: Durch den Einsatz von digitalen Lösungen können Kosten in nahezu allen Bereichen reduziert werden.
  • Innovationsförderung: Die Digitalisierung bietet die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und innovative Produkte und Dienstleistungen anzubieten, die die eigene Wettbewerbsfähigkeit steigern können.
  • Mitarbeitergewinnung und -bindung: Heutzutage erwarten viele Mitarbeiter:innen eine offene und wertschätzende Wertestruktur, die durch die verschiedenen digitalen Möglichkeiten getrieben wird.

Wie können öffentliche Förderprogramme dazu beitragen, dass der Mittelstand in der digitalen Welt erfolgreich agieren kann?

Ein Werkzeug, um die Digitalisierung im Unternehmertum zu beschleunigen, sind Förderprogramme. So gab es bis letztes Jahr das Förderprogramm „go-digital“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, das kleinen und mittelständischen Unternehmen Beratungsdienstleistungen zur Einführung digitaler Technologien und Prozesse bietet. Die Beratung wird von spezialisierten Agenturen durchgeführt und bis zu 50% der Kosten werden vom Staat übernommen. Digitalisierung kostet sicherlich Geld und mit Förderprogrammen können KMUs ihre finanziellen Belastungen reduzieren und ihre Innovationsfähigkeit stärken, um in der digitalen Welt erfolgreich zu agieren. Es ist jedoch wichtig, dass Unternehmen sich über die verschiedenen Förderprogramme informieren und sorgfältig die geeigneten Maßnahmen auswählen, um die maximale Unterstützung und den größten Nutzen zu erzielen. Aber auch hier gilt: Nur wer als Unternehmen Veränderung will, wird sie erreichen. Halbherzige Umsetzung ist auch mithilfe der Förderprogramme nicht zielführend.

Digitalisierung betrifft alle Unternehmen!

Letztlich gibt es nicht den einen Weg, digital zu werden. Jedes Unternehmen muss das Thema individuell angehen und sich über die vielen verschiedenen Möglichkeiten informieren und dann konsequent in die Umsetzung gehen. Es gibt viele sinnvolle, auch kleinere Wege, um „fit für die Zukunft“ zu werden und nachhaltig die Existenz des eigenen Unternehmens zu sichern.

Muss sich ein Verband wie der Deutschen Mittelstands Bund verändern?

Für einen so großen Verband, der über 25.000 Mitgliedsunternehmen hat, ist es sicherlich nicht einfach, die notwendige Unterstützung für die Digitalisierung anzubieten. Ein Verband ist Sprachrohr, kann Plattform sein und muss sich sicherlich den Veränderungen genauso anpassen, wie Unternehmen es machen sollten. Daher finde ich den Podcast mit Marc S. Tenbieg so spannend, da er die Notwendigkeit auch sieht und Themen mit seinem Team angeht. Ohne zu tief in den Verbandstätigkeiten zu sein, denke ich aber darüber hinaus, dass auch Verbände Disruption benötigen und neue Wege testen müssen – noch mehr an der ein oder anderen Stelle vielleicht als bisher geschehen. Aber das Thema besprechen wir im Podcast. Hört also unbedingt rein und gebt mir gerne ein Feedback.

Fragen aus dem Podcast mit Marc S. Tenbieg

  • Gibt es Schwerpunktbranchen von Unternehmen, die dem Deutschen Mittelstands Bund angehören?
  • Wo steht der deutsche Mittelstand heute?
  • Was sind die grundlegenden Probleme, weshalb das deutsche Unternehmertum die Digitalisierung nicht so forciert wie notwendig?
  • Wieso scheint das richtige Mindset bei vielen Unternehmen zu fehlen und wieso denken Unternehmen strukturell ihr Unternehmen nicht neu?
  • Welchen Einfluss und welche Hilfestellung können sie als Verband den Unternehmen bieten?
  • Wird das Thema Digitale Transformation zu wenig von der Politik gefördert und forciert?
  • Kann ein Verband nicht sogar die Unternehmen unterstützen, indem man auch das Verbandswesen vielleicht neu denken muss?
  • Häufig sieht man erste gute Ansätze, nach einiger Zeit scheint aber die Konsequenz nicht mehr vorhanden. Wie kann das sein?
  • Wie digital ist der Verband aufgestellt und was sind aktuelle Themen in ihrem Verband?
  • Wie muss sich ein Verband, wie der Deutsche Mittelstands Bund, vielleicht verändern, um besser auf die veränderten Bedingungen reagieren und für die Zukunft besser aufgestellt zu sein?
  • Macht es nicht sogar Sinn als Verband als ein Inkubator für die Partnerunternehmen zu fungieren und so gezielt Expertise in die Unternehmen zu bringen?
  • Was sind konkrete Forderungen an die Politik?
  • Sehen Sie eine Gefahr, dass viele Unternehmen durch die aktuelle Situation ihre Existenz verlieren oder zumindest gefährdet ist und es einen großen Knall geben könnte, da man mit vorhandenen Geschäftsmodellen auf Dauer der Energiekrise, Krieg, etc. nicht standhalten kann?
  • Wie sehen Sie das Thema Künstliche Intelligenz – eine echte Chance für den deutschen Mittelstand oder ist der Zug schon wieder abgefahren und andere Länder sind hier weiter als wir?
  • Wo ist der Mittelstand in den kommenden 1-2 Jahren. Haben wir bei der Digitalisierung aufgeholt und wo stehen wir in Deutschland?

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Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Er ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um die digitale Welt. Seit einiger Zeit dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen in diesem Bereich aufgebaut.

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