Lokale Online Marktplätze gibt es mittlerweile einige. Online Supermärkte sowieso. Zuletzt hat der rollende Online Supermarkt Gorillas für Schlagzeilen gesorgt. Binnen 10 Minuten wir das ambitionierte Startup Lebensmittel liefern. Zunächst in wenigen ausgewählten Großstädten in Deutschland.
Mein Gast im Podcast, Puya Heidarian, hat vor kurzem mit seinem Partner Stadtfix gegründet. Stadtfix soll ein lokaler Online-Marktplatz werden, wo der lokale Handel seine Waren dem Konsumenten zum Kauf anbieten kann. Die Idee ist gut, der Markt ist riesig, aber die Akzeptanz noch nicht so vorhanden. Der Markt ist aber noch nicht verteilt, wenngleich es einige lokale Online Marktplätze seit Jahren gibt.
Der Markt für lokale Online-Marktplätze formiert sich
Vor Corona haben immer wieder lokale Online Marktplätze versucht, Reichweite und Akzeptanz bei Handel und Konsument aufzubauen. Bis vor Corona eigentlich vergeblich, wie auch der Handels-Experte und Professor Gerrit Heinemann den Marktplätzen Ende 2019 attestierte:
„Der Versuch, durch lokale Online-Marktplätze die Innenstädte zu beleben, ist gescheitert. Es fehlt ihnen an allem, was das Einkaufen im Internet wirklich attraktiv macht, von der großen Auswahl bis zu den günstigen Preisen.“
Quelle
Konnte Corona die Reichweiten und Akzeptanz lokaler Marktplätze forcieren?
Seitdem der lokale Handel seit April 2020 in den Lockdown musste, profitierte der Ecommerce in dieser Phase überproportional. Aber gilt dies auch für lokale Online Marktplätze? Das Institut für Handelsforschung Köln (IFH) hat die Situation genauer unter die Lupe genommen und das Einkaufsverhalten auf lokalen Marktplätzen vor, während und nach Corona untersucht. Das Ergebnis ist immer noch recht ernüchternd, denn gerade mal zwölf Prozent der Befragten kauften in der Zeit auf einem lokalen Marktplatz ein.
Kernprobleme des lokalen Handels bleiben
Die Corona Pandemie hätte ein Treiber für lokale Marktplätze sein können. Das Kernproblem bleibt aber – die meisten Einzelhändler verfügen über kein Warenwirtschaftssystem, mit dem man an die Marktplätze andocken und die Waren anbieten könnte.
Corona hat dennoch Wachstum gebracht
Studien und Meinungen von Experten sind relevant, aber es gibt auch positive Entwicklungen. So berichtet Patrick Schulte, Gründer und Geschäftsführer des Marktplatz-Anbieters Lozuka, während der Corona-Höchstphase konnte der Marktplatz bis zu 100.000 EUR pro Monat in der Region Siegen umsetzen, teilweise sogar über 100 Bestellungen pro Tag.
Auch andere Marktplatzteilnehmer vermelden eine positive Entwicklung. Ob der positive Verlauf auch nach Corona anhalten wird, bleibt abzuwarten.
Das Problem sind meist die Einzelhändler selbst
Bei allen Diskussionen, die weitere Entwicklung liegt nicht alleine an den Marktplätzen und den weiteren Entwicklungen im Ecommerce. Häufig sind es die Händler, die immer noch nicht die Vision sehen, sich gegen Amazon & Co. zu stemmen. Aus Gesprächen mit verschiedenen lokalen Händlern weiß ich, dass immer noch viele Händler die Verbindung von Online- und Offline-Handel nicht sehen. Es fehlt an einer Vision und Mut für diese Veränderung. Dabei sollte klar sein, dass es sich um eine längst dauerhafte gesellschaftliche Entwicklung handelt und nicht um eine temporäre Entwicklung während der Corona-Phase.
Agenda Podcast mit Puya Heidarian
- Einleitung ins Thema
- Vorstellung Puya Heidarian
- Was macht Stadtfix genau?
- Studien sagen lokalen Online-Marktplätzen eine eher schwierige Zukunftsperspektive voraus. Wie wollt ihr den Proof of Concept erfolgreich umsetzen?
- Kann man online bei Stadtfix in dieser Phase schon etwas bestellen?
- Wieso versucht ihr aktuell nicht den Handel direkt anzubinden – ist das der Testphase geschuldet?
- Gerade in der aktuellen Corona-Phase könnte ein lokaler Online Markplatz katalysatorische Effekte erhalten und Händler, die im Lockdown sind, Umsatzalternativen bescheren. Habt ihr das auf dem Schirm und verändert diese Tatsache eure Testphasenstrategie?
- Es gibt ja schon einige andere lokale Marktplätze. Wie siehst du den Markt, in dem ihr euch bewegt?
- Für viele Online-Händler ist das „Andocken“ an Marktplätze schwierig, da kein eigenes ERP-System zur Übermittlung der Daten vorhanden ist. Wie wollt ihr das Problem lösen?
- Welche Aufgaben übernehmt ihr als Marktplatz und welche muss der Handel übernehmen?
- Ist ein solches Konzept mit eigener Fahrradflotte umsetzbar und gibt der Markt heute schon, bei entsprechender Skalierung, das Potenzial her?
- Wie ein bekannter Ecommerce-Professor behauptet, generieren vielleicht alle Online Marktplätze zusammen, ein Brutto-Handelsvolumen von 10-15 Mio. EUR. Was würdest du ihm antworten, wenn er behauptet, dass die Entwicklung sehr schwierig erscheint?
- Wie sieht euere Planung für die weiteren Phasen konkret aus? Auch konkret die Anbindung der jeweiligen Händler?
- Bei der Marktplatz-Logik gilt es zwei Parteien auf die Platzform zu lotsen. Einmal die Händler, aber nicht zuletzt auch die Konsumenten, die auf Stadtfix einkaufen sollen. Wie sieht hier eure Strategie aus, damit beide Zielgruppen entsprechend den Weg zu euch finden?
- Irgendwann solltet ihr Geld verdienen, wie sieht genau euer Geschäftsmodell aus?
- Wie wollt ihr euch von den Gorillas, ReWes & Co. differenzieren. Wie sieht eure Strategie genau aus?
- Wie viel Mehrumsatz könnt ihr dem Einzelhandel verschaffen? Was sind eure kalkulierten Zahlen?
- Wie seid ihr aktuell finanziert und welche Ressourcen stehen zur Verfügung?
- Wird der lokale Einzelhandel Zugriff auf Kundendaten haben oder fahrt ihr ein klassisches Plattformgeschäft?
- Wie groß ist euer Team aktuell und wie plant ihr personell für die kommenden Monate?
- Wie sehen eure Expansionspläne aus?
- Wie wollt ihr euer Marketing ausrichten, damit ausreichend Reichweite generiert werden kann?
- Hast du das Gefühl, dass die Einzelhändler in der Krise in Bewegung gekommen sind und die Lockdownphase sinnvoll genutzt haben, um sich für die Zukunft weiter aufzustellen?
- Fehlt es dem lokalen Handel an Vision und Weitblick?
- …
Habt ihr Fragen oder Anregungen?
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„Häufig sind es die Händler, die immer noch nicht die Vision sehen, sich gegen Amazon & Co. zu stemmen.“ Dem kann ich aus eigener Erfahrung nur zustimmen. Und ich behaupte mal ganz dreist: die Händler, die jetzt immer noch nicht über digitale Vertriebskanäle nachdenken, wird es schon bald nicht mehr geben.
Bin ich deiner Meinung …