Der Fachkräftemangel bleibt eine der größten Herausforderungen für Unternehmen – und gleichzeitig entstehen durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ganz neue Möglichkeiten im Recruiting. Doch wie sieht das konkret aus? Welche Tools bringen wirklich einen Mehrwert, und wie lassen sich Prozesse intelligent automatisieren, ohne den menschlichen Faktor zu verlieren?
In unserem Podcast spreche ich mit Felix Schorre, Unternehmer und Gründer von Rebel Recruiting, über den realen Einsatz von KI im Recruiting-Alltag. Wir beleuchten nicht nur die Tools, die er nutzt – von ChatGPT über HeyGen bis hin zu automatisierten Absageprozessen – sondern auch die praktischen Learnings, Hürden und rechtlichen Fallstricke.
Ob du Personalverantwortliche:r bist, selbst rekrutierst oder strategisch über den Einsatz von KI im Unternehmen nachdenkst – dieser Deep Dive zeigt dir, wie modernes Recruiting 2025 wirklich aussieht.
KI im Recruiting-Alltag: Zwischen Effizienzgewinn und kulturellem Wandel
Der erste Bereich, in dem Felix Schorre mit seinem Team Künstliche Intelligenz erfolgreich einsetzt, ist das Marketing. Der Gamechanger: Contentproduktion mit ChatGPT und Blaze AI. Statt klassischer redaktioneller Schleifen übernimmt KI heute große Teile der Ideenfindung, Texterstellung und sogar das zielgruppenspezifische Ausspielen von Inhalten.
Aber Vorsicht. Texte, die mit KI Tools erstellt werden, sollten niemals, sofern diese für die eigene Webseite verwendet werden sollen, eins zu eins verwendet werden. Der Anspruch an Texte muss ein anderer sein, insbesondere wenn diese zum gezielten Sichtbarkeitsaufbau bei Google und der KI-Suche verwendet werden sollen.
Ein besonders spannendes Beispiel ist die Nutzung von Custom GPTs, die an die Sprache, Werte und Tonalität von Rebel Recruiting angepasst wurden. So entstehen Stellenanzeigen oder Social-Media-Texte, die sofort markenkonform und einsatzbereit sind – mit minimalem manuellem Aufwand.
Mehrwert für dein Unternehmen:
Unternehmen können durch solche Systeme nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch eine konsistente Arbeitgebermarke aufbauen. Tools wie Blaze AI ermöglichen es sogar, verschiedene „Stimmen“ zu nutzen – etwa für Firmen-, Team- oder Führungskräfte-Kommunikation. So wird KI nicht nur zum Texter, sondern zum skalierbaren Markenbotschafter.
Videostellenanzeigen mit HeyGen: Vom Skript zum Clip in 10 Minuten
Eine weitere Möglichkeit, um sich vom Wettbewerb zu differenzieren sind Videostellenanzeigen – ein Format, das heute dank Tools wie HeyGen (https://www.heygen.com/) in wenigen Minuten KI-gestützt produziert werden kann. Felix schildert, wie er eine Stellenanzeige in ChatGPT in ein Videodrehbuch umwandeln lässt und dann direkt in HeyGen ein KI-generiertes Video daraus erstellen kann – ohne selbst vor die Kamera zu treten.
Warum das funktioniert?
Bewegtbild ist nachweislich das aufmerksamkeitsstärkste Format – vor allem in Social Media. Ein Video, das Zielgruppen emotional und direkt anspricht, erhöht nicht nur die Reichweite, sondern auch die Bewerber:innen-Qualität.
Praxistipp:
Achte auf eine zielgruppengerechte Ausspielung (z. B. TikTok für Azubis, LinkedIn für Professionals) und teste verschiedene Skriptstile. HeyGen ermöglicht sogar verschiedene Avatare, Sprachen und visuelle Designs – ideal für internationales Recruiting.
KI in der Kommunikation: Automatisierung mit Menschlichkeit
Ein zentrales Thema im Gespräch ist die Frage, wie Kommunikation mit Bewerber:innen verbessert werden kann, ohne an Persönlichkeit zu verlieren. Felix betont, dass Automatisierung nicht gleichbedeutend mit Kälte ist – im Gegenteil: Ein schneller, klar formulierter Zwischenbescheid kann der entscheidende Unterschied im War for Talents sein.
Tools und Ansätze:
- Automatisierte E-Mail-Antworten bei Bewerbungseingang
- Erinnerungen im CRM, wann Follow-ups nötig sind
- WhatsApp-Integrationen für niedrigschwellige Kontaktaufnahme
- Einsatz von Chatbots mit KI-gesteuerter Antwortlogik
Mehrwert:
In Zeiten hoher Bewerbungsvolumen sind viele HR-Teams überfordert. KI-gestützte Kommunikation sorgt nicht nur für Entlastung, sondern verbessert auch die Candidate Experience – ein unterschätzter Wettbewerbsvorteil.
Recruiting-Prozesse mit KI optimieren: Von der Interview-Zusammenfassung bis zum Cover Sheet
Ein besonders zeitsparender Prozess ist die automatische Erstellung von Kandidatenprofilen („Cover Sheets“) für Kund:innen. Dafür nutzt das Team eine Kombination aus ATS, Transkript-Analyse (z. B. Zoom-Gespräche mit Transkription) und CV-Parsing.
Das Ergebnis: ein professionelles Dossier, das sowohl objektive als auch persönliche Einschätzungen enthält – generiert in Minuten.
Vorteil:
Gerade bei hoher Taktung (z. B. 5+ Gespräche pro Tag) gehen manuelle Notizen und Zusammenfassungen an ihre Grenzen. Automatisierte Lösungen erhöhen die Qualität der Einschätzung und vermeiden menschliche Fehler oder Gedächtnislücken.
Advanced KI-Use-Cases: Bewerbungs-Interviews mit KI und psychometrische Diagnostik
Revolutionär, aber bereits Realität: Tools wie Veton AI (https://www.veton.ai/) führen eigenständig Bewerbungsgespräche. Kandidat:innen können zu jeder Zeit – sogar nachts – ein Interview starten, das durch KI geführt, transkribiert und ausgewertet wird. Ein Einsatzszenario mit großem Potenzial für skalierbare Einstellungsprozesse, z. B. bei Azubis oder Einstiegspositionen.
Noch spannender wird es bei psychometrischer Eignungsdiagnostik. Felix empfiehlt das Tool Jobmatch (https://www.jobmatchtalent.com/de/), das die berufliche Persönlichkeitsstruktur erfasst und mit den Anforderungen des Zielunternehmens abgleicht. So lässt sich kulturelle Passung objektiv messen – weit über das hinaus, was ein Lebenslauf oder Anschreiben leisten kann.
Vorteil für Entscheider:innen:
Weniger Bauchgefühl, mehr datenbasierte Grundlage für Personalentscheidungen – und gleichzeitig ein besserer Fit, der langfristige Fehlbesetzungen reduziert.
Outreach, Automatisierung & Datenpflege: Mehr Tempo durch gezielten KI-Einsatz
Ein oft übersehener Hebel im Recruiting: Automatisierung des Outreaches an Kandidat:innen. Tools wie SourceWhale (https://sourcewhale.com/) kombinieren E-Mail-, LinkedIn- und CRM-Logiken und nutzen dabei auch KI-Elemente zur Individualisierung und Priorisierung.
Auch die eigene Datenbank wird KI-gestützt gepflegt. Beispiel: Alle Kandidat:innen ohne Gehaltsangabe werden automatisch kontaktiert, um fehlende Daten per Chatbot abzufragen – DSGVO-konform und mit klarem Nutzen für beide Seiten.
Tipp:
Automatisierung darf nie Selbstzweck sein. Nur wenn der Nutzen für beide Seiten klar kommuniziert wird, entsteht Akzeptanz. Wer verstanden hat, dass automatisierte Nachfragen zu besseren Matching-Chancen führen, antwortet auch gerne.
KI Tools für’s Recruiting im Überblick
Übrigens. Eine Übersicht über hilfreiche KI-Tools für Unternehmen habe ich zusammengefast und könnt ihr euch gerne anschauen Die Liste wird regelmäßig aktualisiert und erweitert.
5 Learnings für den Einsatz von KI im Recruiting
Fünf Learnings habe ich aus dem Podcast mitgenommen, die ich auch genauso und aus meiner Erfahrung heraus bestätigen kann:
KI ist kein Trend – sie ist operative Realität im Recruiting
Unternehmen, die KI im Recruiting nur als „Zukunftsthema“ betrachten, verschenken bereits heute Potenzial. Tools wie ChatGPT, HeyGen oder Blaze AI sind keine Spielereien mehr, sondern echte Effizienz-Booster in Contentproduktion, Kommunikation und Prozessoptimierung. Wer jetzt nicht testet und implementiert, verliert mittelfristig den Anschluss.
Gute Kommunikation ist der neue Differenzierungsfaktor
Gerade in Zeiten, in denen sich der Arbeitsmarkt verändert, wird Kommunikation zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Automatisierte, aber dennoch wertschätzende Nachrichten – von Eingangsbestätigungen bis hin zu personalisierten Absagen – sorgen für ein starkes Arbeitgeberimage. KI hilft hier, Prozesse zu skalieren, ohne an Menschlichkeit zu verlieren.
Videocontent ist das Recruiting-Format der Zukunft
Textbasierte Stellenanzeigen sind in vielen Branchen ein Auslaufmodell. KI-basierte Videoproduktion mit Tools wie HeyGen ermöglicht es, in wenigen Minuten hochwertige Videos zu erstellen, die Kandidat:innen wirklich erreichen – insbesondere in sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok oder LinkedIn.
Datenqualität ist King – und KI hilft beim Aufräumen
Ob Gehaltsdaten, Skills oder Standortpräferenzen: Wer die eigene Recruiting-Datenbank nicht sauber pflegt, verschenkt Matching-Potenzial. Automatisierte Abfragen, Chatbots und CV-Analyse mit KI helfen, die Datenqualität hochzuhalten – und ermöglichen so eine viel gezieltere Ansprache bei zukünftigen Vakanzen.
Matching bleibt menschlich – aber mit besserer Grundlage
KI kann Prozesse beschleunigen, Kommunikation verbessern und Daten analysieren. Die finale Passung – gerade auf C-Level – bleibt jedoch eine Frage der Erfahrung, Intuition und zwischenmenschlichen Ebene. Das Ziel ist daher: mehr Zeit für die relevanten Gespräche schaffen, indem man sich von repetitiven Aufgaben entlastet.
Fazit: KI ist kein Ersatz – aber ein massiver Hebel
Was aus dem Gespräch mit Felix Schorre deutlich wird: Künstliche Intelligenz ersetzt im Recruiting keine Menschen, sondern verschafft ihnen Zeit – für genau das, was wirklich zählt: gute Gespräche, kluge Entscheidungen und menschliche Begegnung.
Der Schlüssel liegt in der Balance: Technologie nutzen, wo sie entlastet, und Menschlichkeit bewahren, wo sie entscheidet. In diesem Sinne, hört euch den Podcast an und erfahrt im Detail, wie KI im Recruiting auch heute bereits unterstützen kann.
Meine persönlichen Erfahrungen mit KI im Recruitingprozess
Ich selbst nutze für unser Unternehmen PageRangers auch KI für das Recruiting. Wie genau, in welchen Phasen und was wir alles machen bzw. auch nicht machen, efahrt ihr in dem folgenden Video, was ich aufgenommen habe.
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