Die Arbeit verändert sich. Nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie sind viele Unternehmen zum Umdenken gezwungen worden. Seither ist viel passiert und viele Unternehmen haben weitere Entwicklungsprozesse erfahren. Aktuell befinden wir uns auf eine Art Scheideweg. Viele Unternehmen, die auf 100 Prozent Home-Office und flexibles Arbeiten gesetzt haben, scheinen immer mehr von dem zuvor eingeschlagenen Weg wieder abzukommen und ihre Mitarbeitenden ins Office zurückzuholen. Selbst Unternehmen wie SAP oder aber auch Apple, Facebook & Co. haben wohl feststellen müssen, dass 100% Home Office auf Dauer gesehen nicht zielführend für die Unternehmensentwicklung ist.
Im heutigen Podcast spreche ich mit Prof. Dr. Stefan Tewes, der die Trendstudie „Future of work“ vor kurzem herausgebracht hat. Arbeit verändert sich – die große Frage ist – wie? Im Podcast gehen wir auf die wichtigsten Trends ein und besprechen, auf welche Veränderungen wir uns vorbereiten müssen.
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Arbeit hat sich verändert und wird sich weiter verändern. Daher ist es wichtig, auch im HR-Bereich auf diese Veränderungen zu reagieren. Die HR Trendstudie von Personio geht ausführlich auf das Thema ein. Worauf gilt es zu achten, welche neuen Herausforderungen gilt es zu meistern und wie kann man sich vorbereiten bzw. den Veränderungsprozess gut umsetzen? Bei Interesse könnt ihr euch die Studie kostenlos herunterladen.
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Corona hat einen enormen Boost auf die Arbeitswelt ausgelöst
Kein Geheimnis mehr, aber Corona hat einen enormen Boost auf die Arbeitswelt ausgelöst. Wenn aus der Pandemie etwas Positives zu ziehen ist, dass sicherlich die katalysatorische Wirkung auf die Digitalisierung und Arbeit insgesamt. Auch wenn sicherlich nicht alles rund lief und einige Trends, wie bereits beschrieben, aktuell neu justiert werden müssen, ein Weg, den es konsequent weiterzugehen gilt.
Stimmt das Mindset noch?
Ich finde die ganze Diskussion um 35 Wochen Arbeitszeit nicht zielführend. Für mich läuft das in die falsche Richtung. Nicht falsch verstehen, aber wir befinden uns aktuell in einer außergewöhnlichen Zeit. Der extreme Fachkräftemangel, die Inflation, Rezession und eine Krise nach der anderen gilt es zu meistern. Immer mehr Branchen und Unternehmen agieren am Limit und die Wirtschaft wächst aktuell nicht.
Bahn-Mitarbeiter arbeiten künftig nur noch 35-Stunden in der Woche
Die Deutsche Bahn und die Lokführergewerkschaft (GDL) haben vor kurzem eine 35-Stunden-Woche vereinbart. Weniger arbeiten, obwohl ein extremer Fachkräftemangel gegeben ist und die Deutsche Bahn alleine in diesem Jahr mehrere Zehntausend neue Mitarbeitende einstellen will. Für mich ein völlig falsches Signal.
In der Talkshow von Markus Lanz hat eine Grünenpolitikerin sogar die 20-Stunden-Woche ins Spiel gebracht. Arbeit wird sich verändern und Unternehmen müssen sich dieser Entwicklung sicherlich annehmen. Im Podcast erfahren wir, wie wichtig es auch für Unternehmen ist, sich anzupassen und auf die weiteren Veränderungen vorzubereiten.
Zukunfts-Trends der Arbeit
Der größte Veränderungsprozess, den wir alle annehmen müssen, ist Change. Lebenslanges lernen, sich auf neue Bedingungen anpassen und Digitale Skills erwerben. Die wesentlichen Bereiche von „New Work“ sind:
Flexible Organisation
Starre Arbeitsabläufe gehören der Vergangenheit an – nur wer schnell auf Veränderungen reagieren kann, bleibt vorne. Der Schlüssel dazu? Die Stärkung der Mitarbeiter, die Einführung agiler Methoden, die Umsetzung hybrider Arbeitsmodelle, der Aufbau externer Partnerschaften und die Entwicklung innovativer Bürokonzepte.
Digitale Transformation
Digitale Transformation in Unternehmen bedeutet, Technologie einzusetzen, um Prozesse zu automatisieren, Entscheidungen zu optimieren, Kundenerlebnisse zu verfeinern und digitale Produkte zu kreieren – alles mit dem Ziel, in einem sich rasch verändernden Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Agile Work
Agiles Arbeiten ist eine Team- und Projektmanagementmethode, die sich durch Flexibilität und die Fähigkeit zur schnellen Anpassung an Veränderungen auszeichnet. Agile Ansätze sind dynamisch, reaktionsfähig und stellen Zusammenarbeit, Kundenfeedback und regelmäßige Evaluationen über starre, vorab festgelegte Pläne.
New Leadership
Ein zukunftsorientierter „neuer“ Führungsansatz basiert auf Kooperation, Befähigung, Anpassungsfähigkeit und Wertorientierung. New Leadership, das diese Prinzipien verfolgt, befähigt Unternehmen, agil auf Wandlungen zu reagieren und gleichzeitig Mitarbeiter zu binden und zu inspirieren. Schlüsseltrends sind dabei Vertrauen, menschenzentrierte Führung, Agilität in der Führung und Verantwortungsübernahme. Der Leader von heute ist Mentor, unterstützt sein Team und macht es besser.
Individual Lifestyle
Die Vielfalt an Lebensentwürfen und -stilen wirkt sich auf die Arbeit aus. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, sind flexible und individuell angepasste Arbeitszeit- und Vergütungsmodelle erforderlich. Diese sollten es ermöglichen, persönliche Work-Life-Balance zu finden und sich mit den Werten des Unternehmens zu identifizieren. Schlüsseltrends in diesem Bereich sind die Suche nach Sinn, flexible Arbeitszeitgestaltung, maßgeschneiderte Vergütungssysteme und die Berücksichtigung des persönlichen Lebensstils. Wie im Podcast angedeutet, gilt es hier die Balance für Mitarbeitende und den Entwicklungszielen des Unternehmens zu finden.
KI Empowerment
Künstliche Intelligenz spielt bereits heute eine immer relevantere Rolle. Nicht nur, wenn es um das Verfassen von Texten mithilfe der KI geht, sondern auch darüber hinaus. Ob bei Analysen, Prozessen oder teils automatisierten Aufgaben und Services. KI wird die Arbeit und die Unternehmenswelt signifikant in den kommenden Jahren verändern.
Mangelnde Bildungskonzepte hemmen die Entwicklung
Die Bedeutung einer soliden schulischen Ausbildung als Fundament für die Entwicklung von Talenten und die Sicherung der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Ein zentrales Problem ist die oft veraltete Ausrichtung des Lehrplans, der nicht immer die Fähigkeiten und Kenntnisse vermittelt, die in der modernen Berufswelt gefordert sind. Dazu gehören digitale Kompetenzen, kritisches Denken und Kreativität, die in der traditionellen Schulbildung zu kurz kommen.
Ich erlebe das Schulsystem gerade aktuell bei meinen Kindern. Ein weiteres Problem ist die mangelnde Individualisierung der Lerninhalte. Talente und Interessen von Schülerinnen und Schülern werden häufig nicht ausreichend gefördert, da der Unterricht an standardisierten Lehrplänen ausgerichtet ist, die wenig Spielraum für persönliche Entfaltung und die Vertiefung individueller Stärken bieten. Dies führt dazu, dass Potenziale unentdeckt bleiben und nicht zur Entfaltung kommen können. Häufig werden die Talente erst viel zu spät entdeckt und können daher nicht in ausreichendem Maße gefördert werden
Was Bildungskonzepte angeht, muss Deutschland schnell aufholen und sich bewegen. Das gesamte Schul- und Bildungssystem ist extrem starr und viel zu wenig dynamisch. Ich selbst sollte an einer Hochschule als Dozent unterrichten. Ich habe es abgesagt, weil mir der Lehrplan total veraltet und nicht zeitgemäß erschien.
Das Metaversum und Augmented Reality werden die Arbeitswelt erneut disruptieren
Das Metaversum und Augmented Reality (AR) sind nicht mehr nur futuristische Konzepte aus Science-Fiction-Romanen, sondern stehen kurz davor, die Arbeitswelt radikal zu verändern. Diese Technologien bieten innovative Lösungen für Fernarbeit, Bildung und interaktive Zusammenarbeit, die die Grenzen des traditionellen Arbeitsplatzes sprengen könnten. Das Potenzial ist da, es wird aber wohl noch einige Jahre dauern bis auch die Hard- und Software so zur Verfügung steht, dass nicht nur Randgruppen mit diesen neuen Tools arbeiten können.
Beispiel Metaversum
In einem Teammeeting können Kolleg:innen aus verschiedenen Teilen der Welt als Avatare in einem virtuellen Raum zusammenkommen, der speziell für die Projektanforderungen gestaltet ist. Im Metaversum können solche Szenarien real werden, wodurch Reisekosten und Zeit gespart werden, während die Interaktivität und das Engagement der Teilnehmer erhöht werden.
Beispiel Augmented Reality
AR bringt ebenfalls transformative Veränderungen, indem es digitale Informationen in die reale Welt integriert. Ein Beispiel hierfür sind komplexe Reparaturen: Ein Techniker vor Ort könnte durch AR-Brillen Anweisungen und Schemata direkt in sein Sichtfeld eingeblendet bekommen, während ein Experte aus der Ferne in Echtzeit Unterstützung bietet. Dies nicht nur beschleunigt den Prozess, sondern verbessert auch die Genauigkeit und Effizienz.
Die aufgezeigten Beispiele gehen heute bereits, nur gilt es an den ein oder anderen Stellschrauben weiter zu drehen und das Thema weiter zu entwickeln. Die Apple Vision beispielsweise ist ein vielversprechendes Produkt. Nur über den Tag gesehen mit einer solchen Brille zu arbeiten ist unmöglich. Erste Erfahrungen und Berichte zeigen, dass die Hardware noch nicht final so ausgereift ist, dass die Brillen beispielsweise noch nicht für längere Arbeitszeigen ausgelegt sind.
Die Implikationen dieser Entwicklungen sind weitreichend. Sie fördern nicht nur eine flexiblere, effizientere Arbeitsweise, sondern eröffnen auch neue Pfade für Kreativität, Innovation und globale Zusammenarbeit. Das Metaversum und AR stehen bereit, die Arbeitswelt zu revolutionieren, indem sie die physischen und digitalen Welten verschmelzen und so Arbeitsprozesse transformieren, die bislang als unveränderlich galten.
Fazit
Der Job der Zukunft wird von einer Vielzahl an Faktoren geprägt, die sowohl technologische Innovationen als auch gesellschaftliche Veränderungen widerspiegeln. Und fassen wir kurz die wichtigsten Aspekte zusammen, die sich in den Trends widerspiegeln und sicherlich weiter zur notwendigen Veränderung beitragen:
- Flexibilität in Arbeitszeit und -ort
- Digitale Kompetenzen
- Lebenslanges Lernen
- Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung
- Kollaboration und Teamarbeit
- Kreativität und Innovation
- Anpassungsfähigkeit und Resilienz
- Datengestützte Entscheidungsfindung
- Remote und virtuelle Interaktion
- Interdisziplinäre Fähigkeiten
- Sicherheit und Datenschutz
- Emotionale Intelligenz
Warten wir also ab, welche Trends sich als real entpuppen und welche Trends wieder in der Versenkung verschwinden werden. Es bleibt spannend zu sehen, wie sich das Unternehmertum und Arbeit weiter verändern werden. In einer schnelllebigen Welt die durch technische Innovation, Dynamik und Geschwindigkeit getrieben ist. Wir werden weiterhin Fehler machen, daraus lernen und so Arbeirt insgesamt besser machen. So zumindest meine persönliche Hoffnung.
Fragen aus dem Podcast an Dr. Stefan Tewes
- Wie hat sich die Arbeit in den letzten Jahren aus deiner Sicht verändert?
- War Corona ein Boost für die veränderten Erwartungen und Ansprüche an das Thema Arbeit?
- Wie definierst du New Work für dich?
- Was habt ihr in eurer Studie „Future of Work“ herausgefunden? Mit welchen Dingen müssen sich Unternehmen künftig unbedingt beschäftigen?
- Die Erwartungshaltung, weniger arbeiten zu müssen, eine bessere Work-Life-Balance zu erhalten, ist häufig gegeben. Ist es aber in der aktuellen Situation nicht wichtig, auch mal das Mindset so zu entwickeln, mal mehr arbeiten zu müssen, um dem Fachkräftemangel besser entgegenwirken zu können und die ein oder andere Krise besser bewältigen zu können?
- Wird bei der ganzen Diskussion um New Work, weniger und flexibler arbeiten, nicht die Perspektive der Unternehmen zu wenig berücksichtigt?
- SAP galt ja lange Zeit als Vorreiter, was New Work und neue Arbeitsmodelle angeht. Seit einigen Monaten wissen wir, dass SAP in vielen Dingen einen Rückzieher gemacht hat und scheinbar festgestellt hat, dass diese Art von Arbeit doch nicht so zielführend ist. Wie siehst du diese Entwicklung?
- Ein Trend, den ihr in eurer Studie herausgearbeitet habt, ist das Thema Digital Work Skills. Worauf müssen sich Unternehmen einstellen oder beim Recruiting von neuen Mitarbeitern beachten?
- Gerade was Bildung angeht, hinken wir sehr hinter anderen Ländern hinterher. Hier muss aus meiner Sicht sehr schnell gehandelt werden. Wie siehst du das Thema Bildung für junge Menschen bei uns in Deutschland?
- Soziale- und Techniksysteme verschmelzen immer mehr. Worauf kommt es hier an und was müssen Unternehmen unbedingt beachten?
- Wie blickst du in dem Zusammenhang auf das Metaversum oder das Thema Virtual Reality?
- Wie hat sich oder wird sich das Thema Leadership verändern? Was habt ihr hier in eurer Studie für Aspekte herausgefunden?
- Sind neue oder andere Skills relevant, um Leadership im Unternehmen sein zu können?
- Künstliche Intelligenz (KI) hart ein enormes Potenzial. Ihr habt es als KI Empowerment in eurer Studie bezeichnet. Wie kann KI Arbeit leichter machen?
- Wie sieht der Job der Zukunft denn nun aus?
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