9. Dezember 2024

Wie sich aus schuhe24 eine Plattform-Gruppe entwickelt hat – im Gespräch mit Dr. Dominik Benner #341

The Plattform Group, Dominik Benner

Mittlerweile ist es gut drei Jahre her als ich mit Dominik Benner hier im Podcast über seine Plattform schuhe24.de gesprochen habe. Seither hat sich einiges entwickelt. Die Firma heißt nicht mehr schuhe24, sondern mittlerweile The Platform Group GmbH & Co. KG.

Die Änderung des Firmennamens ist logisch und nachvollziehbar, weil Dr. Dominik Benner sein unternehmen längst weiter vertikalisiert hat. Es gibt nicht nur Schuhe, sondern auch Fashion, Fahrräder, Taschen oder beispielsweise Möbel. Insgesamt in 10 verschiedenen Branchen ist man aktiv.

Was ist die Idee hinter der Plattformen von schuhe24 & Co.?

The Plattform Group hilft mit dem Plattformangebot dem stationären Handel. Die Händler werden mit ihrem Sortiment an die jeweilige Plattform angebunden und erhalten so die Möglichkeit, ihr Sortiment auch online einer breiten Zielgruppe anzubieten. Gerade in Coronazeiten für viele stationäre Händler der einzige Umsatz.

Die Idee hinter den Plattformen ist einfach, wenngleich auch nicht so simpel, wie es sich vielleicht anhört. Denn die Herausforderung liegt insbesondere in der technischen Umsetzung. Denn nur wenige stationäre Händler verfügen über ein Warenwirtschaftssystem, das letztlich die Voraussetzung dafür ist, das Sortiment an die jeweilige Online-Plattform anzubinden. Dominik Benner erzählte uns bereits im ersten Podcast, wie aufwendig der OnBoarding-Prozess (technische Umsetzung, Schulungen, etc.) teilweise ist. Das ist übrigens auch ein Grund, wieso Dominik Benner keine Angst vor den großen Plattformen und Marktplätzen hat.

Digitale Expertise für den stationären Handel

In einem Interview beschrieb Dominik Benner sein Erfolgsgeheimnis. Er habe nicht die größte Passion für Mode, sondern vielmehr die Leidenschaft, unternehmerisch tätig zu sein und ein skalierbares Business aufzubauen. The Plattform Group bietet mittlerweile über 3.500 stationären Händlern die Unterstützung und digitale Expertise, die ein einzelner Händler wohl in der Form nicht erreichen könnte.

  • SOFTWARE-Kompetenz
    The Plattform Group hat die Technik und die Schnittstellen geschaffen, die für ein Plattformgeschäft notwendig sind. Das ist die Basis und das Anbinden der stationären Ladenlokale ist eine granulare Herausforderung, die sich ab einem gewissen Volumen erst rechnet.
  • MARKETING-Kompetenz
    Durch die Masse an Produkten, die auf den jeweiligen Plattformen verfügbar ist, kann ein zeitgemäßes Performance-Marketing umgesetzt werden und somit, neben der Produktvielfalt auch eine relevante Reichweite aufgebaut werden. Ein einzelner Händler hätte gar nicht die Möglichkeit – neben der wohl fehlenden Kompetenz
  • PROZESS-Kompetenz
    Die Prozesse müssen stimmen, denn nur so kann in der Breite auch der Kunde zufrieden gestellt werden. IT-Prozesse müssen definiert werden und auch der Logistik-Prozess muss abgestimmt und möglichst in gleichbleibender Geschwindigkeit und Qualität umgesetzt werden.
  • SERVICE-Kompetenz
    Eine vierte Kompetenz würde ich für die Zukunft sehen. Weitere Services, die dem stationären Handel künftig noch dabei mehr helfen, das Online-Geschäft zu perfektionieren. Mit komplementären Services oder Dienstleistungen könnten die Händler noch enger gebunden werden und ggfs. weitere Umsatzerlöse generiert werden.

Als Plattformbetreiber muss man die nicht absolute Passion oder Tiefe für den Handel haben. Zwar muss verstanden werden, wie eine Branche und die Händler ticken, aber andere Eigenschaften (Produktentwicklung, Sortiment, etc.) fällt nicht in das Kompetenzfeld und eine Plattform hat andere Herausforderungen zu bewältigen und mehrere Parteien (Händler / Konsument) für das Angebot zu begeistern.

Die Granularität schafft die Attraktivität beim Geschäftsmodell

Ein Erfolgsgeheimnis der Plattform Group liegt sicherlich in der Kleinteiligkeit. Denn jeder Händler hat seine eigene technische Herausforderung zu meistern. Kein Warenwirtschaftssystem gleicht dem anderen, wenn überhaupt ein solches vorhanden ist. Und das Warenwirtschaftssystem ist Voraussetzung für die Schnittstelle off- und online. Sind die Schnittstellen geschaffen, gilt es die internen Prozesse zu integrieren und für eine gleichbleibende und schnelle Lieferprozesskette zu sorgen. Hier kann The Plattform Group nur bedingt Einfluss nehmen und die Händler unterstützen. Denn aus den dezentral gelegenen Geschäften heraus werden die Waren direkt an die Kunden gesendet. Dominik Benner ist überzeugt, dass die großen Pure Player, sich in dieser Zielgruppe nicht wohlfühlen und das Geschäft von Amazon, Zalando & Co. auf anderen Säulen aufsetzt.

Dezentrale Logistik muss reibungslos funktionieren

Liefergeschwindigkeit ist wichtig. Für „The Plattform Group“ liegt die Herausforderung, die Lieferprozesse dezentral gemeinsam mit den Händlern umzusetzen. Dabei kann die Plattform bedingt Einfluss auf die tatsächliche Lieferzeit nehmen, das der finale Versand jeweils über den Händler selbst erfolgt. Auf der anderen Seite gilt es den Handel so es geht zu unterstützen, Prozesse festzulegen, damit die Ware möglichst zeitnah das Ladenlokal in Richtung Kunde verlässt.

The Plattform Group differenziert sich von Zalando, About You & Co.

Über 3.500 Händler hat Dominik Benner mit seinem Team an die verschiedenen Plattformen mittlerweile angebunden. Um sich letztlich aber von Amazon, Zalando und Co. differenzieren zu können, setzt man bewusst auf den stationären Handel und eine Zielgruppe von gut verdienenden Menschen zwischen 40 und 65 Jahren. Entsprechend größer fallen auch die Warenkörbe aus. Die Retourenquote liegt im Schnitt bei 30 Prozent, was ebenfalls im Branchenvergleich recht niedrig ist und sicherlich auch durch die spezielle Zielgruppe in der Form realisiert werden kann. Mehr dazu erfahrt ihr im Podcast.

One Brand to the Customer?

Eine Frage im Podcast, die mich besonders interessierte, ob ein Zusammenführen der verschiedenen Branchen und Verticals nicht irgendwann sinnvoll wäre? Gerade das Cross-Sell-Potenzial über die verschiedenen Branchen hinweg, könnte sich als lukrativ erweisen. Vor- und Nachteile liegen auf der Hand und die Sichtweise, die Dominik hat, ist nachvollziehbar, auch wenn ich mir sehr gut vorstellen könnte, dass ein neutraler Marktplatz ab einer gewissen Größe durchaus lukrativ wäre und funktionieren könnte.

Umsatzsteigerung von 50 auf 200 Millionen EUR

Vor drei Jahren peilte das Unternehmen einen Umsatz von rund 50 Millionen EUR an. In diesem Jahr will man die 200 Millionen-Marke knacken. Durch weitere Zukäufe, wie beispielsweise, die erst vor wenigen Tagen finalisierte Beteiligung an moebelfirst.de, ist vielleicht sogar noch ein größeres Wachstum möglich. Alleine im Jahr 2020 kamen rund 1.500 neue Händler auf die Plattformen.

Händler erwirtschaften 15-25% ihrer Gesamtumsatzes durch Online-Business

Nicht nur in Coronazeiten profitieren die Händler von schuhe24.de & Co. von den verschiedenen Plattformen. Wie wir ebenfalls im Podcast erfahren, macht der Umsatzanteil pro Händler, je nach Sortiment und Größe des Ladens, zwischen 15 und 25 Prozent vom Gesamtumsatz aus.

Skalierbarkeit für Händler nicht beeinflussbar

Ein wichtiges Thema, was ich mit Dominik im Podcast ebenfalls besprechen, ist die Wachstumsmöglichkeit der Händler auf den Plattformen. Anders als bei Amazon, Zalando und anderen Marktplätzen, ist ein zusätzlicher Push über Paid-Kanäle oder „Beeinflussung des jeweiligen Algorithmus“ nicht möglich. Auch für die Zukunft ist hier zunächst einmal nichts geplant und das Geschäftskonzwpt sieht eine andere Richtung vor.

Der Handel braucht Veränderung

Der stationäre Handel muss sich verändern. Viel zu lange hat man sich Amazon & Co. einfach so ergeben. Aus den unterschiedlichsten Gründen. Das es auch anders geht, zeigt das Beispiel der Buchhandlung aus Bergisch Gladbach. Der Mut, die Vision und in dem speziellen Fall auch Corna hat dazu geführt, dass sich die Inhaber verändern mussten – und zwar mit Erfolg.

Pauschal dem Handel die Versäumnisse in die „Schuhe zu schieben“ wäre auch falsch. Aus meiner Sicht müssen Städte die Rahmenbedingungen schaffen, aufklären und gemeinsam mit den Händlern neue Konzepte etablieren. Die defensive Haltung der letzten Jahre wird durch die Corona-Pandemie verstärkt aufgezeigt. Aktuell kämpfen viele Branchen um’s überleben. Ohne Frequentierung in den Städten, keine Umsätze. Auch wenn dieser Tage die ersten Lockerungen stattgefunden haben, betriebswirtschaftlich ist das für die meisten Unternehmer ein „Tropfen auf den heißen Stein“.

Im letzten Jahr als Corona gerade präsent war, habe ich mit einem weiteren Podcast auf die Missstände hingewiesen. Im Jahr 2017 habe ich am Beispiel der Stadt Siegburg die Misstände aufgezeigt, Ideen und Inspiration geliefert und prognostiziert, dass die Stadt der Zukunft wesentlich erlebnisorientierter und familienfreundlicher erscheinen muss.

Mehr erfahrt ihr im aktuellen Podcast mit Dr. Dominik Benner. Wer sich lieber das Video anschauen möchte, der kann dies gerne ebenfalls machen. Den Podcast findet ihr ansonsten auch auf allen gängigen Podcast-Plattformen.

Agenda / Fragen aus dem Podcast an Dr. Dominik Benner

  • Vorstellung Dr. Dominik Benner
  • Wie bist du und euer Unternehmen durch die Corona Pandemie gekommen?
  • Was macht schuhe24.de heute und wie hat sich das Unternehmen in den letzten drei Jahren entwickelt?
  • Wie viele Mitarbeiter hat das Unternehmen heute und welchen Umsatz erwirtschaftet ihr?
  • Wie sieht euer Geschäftskonzept aus – bietet ihr eure Plattformangebote ausschließlich für stationäre Händler?
  • Wie viele Verticals sind mittlerweile entstanden und welches macht den meisten Umsatz?
  • Wie lukrativ ist euer Angebot für den Handel und viel Umsatz macht ein stationärer Händler über eure Plattform im Durchschnitt?
  • Gibt es Möglichkeiten für den Händler, den Umsatz zu skalieren über zusätzlich Services oder Dienste?
  • Wie hat sich die Zusammenarbeit in den letzten Jahren mit den Händlern verändert? Sind die meisten Händler fortschrittlicher geworden?
  • Wie sichert ihr den schnellen und zuverlässigen Lieferprozess oder welchen Einfluss könnt ihr nehmen?
  • Wie sieht euer Geschäftsmodel heute aus und wie hat sich das über die Zeit verändert?
  • Ihr habt nicht nur eure Plattformen, sondern auch weitere Partner, die zur Reichweiten- und Umsatzgewinnung beitragen. Wie hat sich das Netzwerk verändert und was bedeutet das für die internationale Ausrichtung?
  • Was ist eure Kernzielgruppe und wie hoch ist euer durchschnittlicher Warenkorb?
  • Wie sieht es mit der Retourenquote aus?
  • Spielt der regionale Faktor bei euch eine relevante Rolle im Marketing?
  • Auf welche Marketing-Kanäle setzt ihr vom Schwerpunkt?
  • Wie wichtig ist das Thema Content – insbesondere für die Nische und eure spezielle Zielgruppe?
  • Wie wichtig ist das Thema Influencer Marketing und wie schwer ist es, Influencer für eure Zielgruppe zu finden?
  • Wie wollt ihr in das neue Segment „Möbel“ einsteigen?
  • Wie sieht es mit weiteren Geschäftserlösen oder Serviceleistungen aus? Gibt es Ideen, wie ihr euer Geschäft weiter diversifizieren könnt?
  • Gibt es innovative Marketing Kanäle, die ihr einsetzt, um auch noch mehr auf die Marke einzuzahlen? Und was haben asiatische Kunden damit vielleicht zu tun?
  • Wie sehr liegen Marketing-Aktivitäten für eure Stammkunden im Fokus?
  • Wie sieht eure Strategie für die Zukunft aus?
  • Macht es nicht irgendwann einen Brand aufzubauen und die jeweiligen Verticals zu bündeln?
  • Gibt es Cross-Selling-Angebote über die jeweiligen Plattformen?
  • Wie wird sich euer Geschäftsmodell in den kommenden Jahren verändern?
  • Wie sieht das Thema Internationalisierung aus?
  • Und was denkst du, wohin wird im Marketing eure Reise gehen?
  • Ist Live-Shopping ein Thema für euch?
  • Wie groß ist deine Sorge, dass die Händler nach und nach „wegsterben“? Wird euer Geschäft sich hier künftig verändern?

Podcast anhören

Unser Podcast kann direkt hier im Artikel angehört werden. Zudem sind wir bei iTunes für alle iOS und Apple-Devices kostenlos verfügbar. Android-Nutzer finden uns bei stitcher.com (Stitcher App downloaden). Auch könnt ihr unseren Podcast bei YouTube oder bei Spotify anhören.

Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Er ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um die digitale Welt. Seit einiger Zeit dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen in diesem Bereich aufgebaut.

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