27. Juli 2024

Digitalisierung der Mitarbeitergewinnung für die Bau- und Handwerksbranche

Digitalisierung im Handwerk

Die deutschen Handwerksbetriebe haben im Jahr 2018 einen Umsatz von insgesamt 612 Milliarden Euro erwirtschaftet. Doch es läuft längst nicht alles rund. Eines der größten Probleme ist der Fachkräftemangel. Aktuell fehlen im deutschen Handwerk etwa 65.000 Fachkräfte, auch unzählige Ausbildungsplätze sind unbesetzt. Das hat zur Folge, dass Konsumenten, die einen Handwerker bestellen, lange Wartezeiten in Kauf nehmen müssen. Teilweise warten Kunden neun Monate auf einen Klempner. „Viele Bau- und Handwerksbetriebe“, sagt der Recruiting-Experte Manuel Wörle, „müssen bereits Aufträge ablehnen und verlieren damit bares Geld, da nicht genügend Personal vorhanden ist, obwohl die Nachfrage an deren Dienstleistungen stetig ansteigt.“

Woran das liegen könnte

Im täglichen Leben ist die Digitalisierung schon weit fortgeschritten. Vieles, was vor Jahren noch persönlich erledigt werden musste, lässt sich heute einfach und entspannt digital erledigen. Banküberweisungen erfolgen digital genauso wie die Terminvereinbarung mit dem Arzt oder der Lebensmitteleinkauf. Auch die Industrie wird immer digitaler, nicht umsonst ist die Rede von Industrie 4.0. Im Bau und Handwerk stockt es manchmal noch mit der Digitalisierung. Doch die digitale Welt könnte vieles einfacher machen, ganz besonders im Bereich der Mitarbeitergewinnung. „Für Unternehmen, die schon jetzt Fachkräftemangel zu beklagen haben, kann die Digitalisierung Abhilfe schaffen“, sagt Wörle.

Recruiting 4.0 funktioniert anders

Viele bekannte Arbeitgeber platzieren in Jobportalen wie Xing, LinkedIn oder Stepstone ihre Stellenangebote. Fast 78 Prozent der Betriebe stellen ihre Gesuche online. Vor allem traditionelle Betriebe setzen auf diese konventionellen Methoden, doch leider ohne Erfolg.

Gefragte Fachkräfte wollen in modernen und fortschrittlichen Teams arbeiten, die auch technisch im der Zeit gehen. Mit Stellenanzeigen in Jobportalen erreichen Arbeitgeber nur aktiv suchende Arbeitnehmer. Dies sind lediglich zehn Prozent aller Beschäftigten.

Ein Betrieb, der Recruiting 4.0 nicht nutzt, spricht passive Bewerber und somit 90 Prozent der Arbeitnehmer nicht an.

„Nur ein überzeugender Online-Auftritt und Gesuche an der richtigen Stelle helfen gegen den Fachkräftemangel“, so Manuel Wörle

Um Fachkräfte jeden Alters zu überzeugen, ist eine attraktive Website ebenso wichtig. Die meisten Interessenten suchen nämlich weitere Informationen, die nicht in der Stellenausschreibung zu finden sind. Sie besuchen die Homepage und wollen sich ein erstes Bild von ihrem potenziellen Arbeitgeber machen. Das Interesse lässt automatisch nach, wenn da nichts zu finden ist. Anstatt sich telefonisch oder per E-Mail nach einem Unternehmen zu erkundigen, gehen die meisten den einfacheren Weg und sehen sich das nächste Stellenangebot an.

„Aber auch Unternehmen, die eine Website haben, können bei dieser ersten Prüfung durchfallen“, erklärt Wörle die Situation. Wenn es auf einer Internetseite nur Informationen zu den Leistungen, den Preisen und den Öffnungszeiten gibt, sind das nicht die Informationen, die ein potenzieller Bewerber lesen möchte. Er möchte wissen, wer hinter dem Unternehmen steht, welche Idee damit verbunden ist, welche handfesten Vorteile eine Anstellung zu bieten hat. Die Website muss daher nicht nur interessant und unterhaltsam, sondern vor allen Dingen aussagekräftig sein. Pluspunkte können Unternehmen sammeln, wenn sie eine Teamseite haben, die Einblicke in das Personal des Betriebes gibt. Unter dem Menüpunkt Jobangebot oder Karriere können die potenziellen neuen Mitarbeiter alle Jobangebote finden.

Social Media zieht gefragte Talente magisch an

Bildquelle: Pixabay

Aktuell fehlen im deutschen Handwerk etwa 65.000 Fachkräfte, auch unzählige Ausbildungsplätze sind unbesetzt.

Die sozialen Medien, allen voran Facebook, Instagram und Twitter, sind längst nicht mehr nur zum Vergnügen da. Sie sind auch ein unverzichtbares Werkzeug bei der Mitarbeitersuche. Eine Stellenausschreibung in den sozialen Medien wirkt authentisch, sympathisch und frisch. Außerdem kann mithilfe von digitalen Bewerbungsprozessen die Hürde für eine Bewerbung so niedrig gehalten werden, wie in keinem anderen Medium. Obendrein baut Social Media durch die lockere Art die Distanz zwischen potentiellem neuem Arbeitgeber und Interessent ab.

Welche Möglichkeiten bieten sich den Handwerksbetrieben durch Social-Media-Plattformen?

Social-Media-Profile geben Unternehmen die Möglichkeit Einblick zu gewähren. Sie können mit Textbeiträgen, Fotos und Videos den Arbeitsalltag darstellen und fertige Ergebnisse zeigen. Die User erhaschen so einen Blick hinter die Kulissen. Der Charakter eines Unternehmens lässt sich viel greifbarer darstellen. Potenzielle Bewerber werden aufmerksam. Ziel ist es, in den sozialen Medien eine digitale Marke aufzubauen.

Manuel Wörle, Recruiting-Experte für die Handwerks- und Baubranche, verdeutlicht: „Wichtig ist aber, dass Betriebe nicht nur auf kostenlose Postings setzen, sondern mithilfe von bezahlten Werbeanzeigen eben jene Fachkräfte in der Region ansprechen, die den Betrieb noch nicht kennen. Das geht nur über die Bezahlvariante. Persönliche Werbeanzeigen, beispielsweise mit einem Foto des Teams und dem des Personalverantwortlichen, nehmen wechselwillige oder arbeitsuchende Fachkräfte viel schneller wahr.“ Privaten Usern, die sich für bestimmte Themen und Inhalte interessieren, werden personalisierte Anzeigen gezeigt, die sich wesentlich von den sonst üblichen Stellenanzeigen unterscheiden. Sie sind viel auffälliger und gelangen viel schneller in die Wahrnehmung eines potenziellen Bewerbers. Außerdem können diese Anzeigen auch gezielt an Nutzer ausgespielt werden, die mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit die dafür erforderlichen Qualifikationen mitbringen. Die Unternehmen erhalten daraufhin mehr und hochwertigere Bewerbungen. Hierfür ist allerdings eine professionell aufgesetzter digitaler Bewerbungsprozess notwendig, den Laien nicht so einfach erstellen können. Manuel Wörle empfiehlt einfache, nutzerfreundliche und intuitive Bewerbungsformulare zu verwenden, die auch auf mobilen Endgeräten richtig dargestellt werden.

Thomas Ottersbach

Thomas Ottersbach ist geschäftsführender Gesellschafter der PageRangers GmbH. Seit über 20 Jahren ist er im Online-Business aktiv und hat verschiedene Unternehmen erfolgreich aufgebaut und veräußert. Er ist zudem Herausgeber/Produzent des beliebten SEO Podcasts (www.seosenf.de). Mit dem Podcast "Digitales Unternehmertum" gibt er nicht nur seine eigenen Erfahrungen als Unternehmer weiter, sondern durch die vielen Interview-Gäste gibt es für die Zuhörer:innen maximale Inspiration und Wissenstransfer rund um die digitale Welt. Seit einiger Zeit dreht sich mit dem Thema Künstliche Intelligenz (KI) das digitale Businessrad weiter. Auch hier ist Thomas Experte und hat ein eigenes Unternehmen in diesem Bereich aufgebaut.

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